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Wartungstips bei Viertaktern

Zzip.de Wartungstips bei Viertaktern

Wartungstips bei Viertaktern

Auf vielfachen Wunsch hin wenden wir uns hier den Wartungstips zu , die beim Viertaktmotor hier und da anfallen .
Dabei möchte ich mich auf einen Einzylindermotor beschränken , wie er bei den meisten Viertaktrollern eingebaut wird .
Hier gibt es natürlich jede Menge konstruktiver Unterschiede , aber das Prinzip ist gleich .
Wir arbeiten hier als Beispiel an einem Kymco Filly 50 /MKS Ecobike .

Hier und da sollte bei einem Viertaktmotor nicht nur das Motoröl erneuert (und das Ölfeinsieb gereinigt ) , sondern auch das Spiel der Einlass/Auslassventile geprüft ggf. eingestellt werden .
Hierzu ist bei fast allen Rollermodellen KEIN Spezialwerkzeug notwendig , mit einer Ausnahme : Man benötigt die passenden Fühlerlehren , um das Ventilspiel prüfen zu können ( das sind kleine Metallbleche mit definierte Dicke, die man aber in jedem Autozubehörladen bekommen kann ) .

Warum braucht man überhaupt Ventilspiel ?
Eigentlich hat das Ventil übrigens kein Spiel , man versteht unter dem Spiel den Spalt zwischen Ventil und Betätigungsmechanismus ( in unserem Fall eine Einstellschraube ) .
Dieses Spiel ist notwendig , weil sich das Ventil im heissen Zustand ( also im Betrieb ) ausdehnt . Das Spiel ist so definiert , dass es dem Ventil und dem Betätigungsmechanismus genug Ausdehungsmöglichkeiten gibt , ohne dass es zu einer Spannung zwischen den Bauteilen kommt .
Hätte man zuwenig Spiel , kann das im heissen Zustand zu weniger als Null Spiel führen und damit würde das Ventil immer etwas gedrückt , was zu einem Schaden am Ventil führen kann (Überhitzung und Abriss des Ventiltellers ) .
Ist das Spiel zu gross , klappert der Motor auch im warmen Zustand und der Verschleiss des Ventilantriebs erhöht sich . Davon abgesehen kann durch zu grosses Ventilspiel die Leistung geringer werden , weil sich hierdurch die Steuerzeiten ändern ( anderes Thema ) .

Um das Ventilspiel zu prüfen , geht man folgendermassen vor ( Motor ist kalt !):
● Zuerst mal den Zylinderkopfdeckel freilegen ( Sitzbankfach raus und eine der Fussraumverkleidungen auch ) .
● Jetzt den Zylinderkopfdeckel abschrauben ( sind 4 Schrauben , zusätzlich noch manchmal das Sekundärluftsystem und ein Entlüftungsschlauch ) .
● Vor einem liegt jetzt der sogenannte Ventiltrieb . Das sind Steuerkette , Nockenwelle , Kipphebel und Einstellschrauben .
● Nun auf der rechten Motorseite den kleinen Indikatordeckel abschrauben.
Um den richtigen Punkt zur Überprüfung des Ventilspiels zu finden , muss die Kurbelwelle gedreht werden . Dies geschieht durch den Sechskant auf dem Lüfterrad der Lichtmaschine unterhalb des Indikatordeckels .
Merke : Das Ventilspiel kann nur bei EINER ganz speziellen Stellung der Kurbelwelle geprüft ggf. eingestellt werden !!!
● Die Kurbelwelle jetzt im Uhrzeigersinn drehen , bis oben in dem Loch , in dem der Indikatordeckel sitzt ,ein kleines “T” erscheint . Dieses Zeichen zeigt an , dass der Kolben am höchsten Punkt im Zylinder steht , der (obere) Totpunkt .
Wem dies zu kompliziert ist , der kann auch die Zündkerze rausschrauben und mittels Taschenlampenstrahl prüfen , ob der Kolben am höchsten Punkt angelangt ist , indem man in das Zündkerzengewinde reinleuchtet .

● Hat man die Stellung ermittelt , kommt man zum entscheidenden Punkt :
Der Viertaktmotor hat zwei verschiedene (obere) Totpunkte , und nur an einem davon kann man das Ventilspiel richtig einstellen !!!
Um den richtigen Totpunkt zu ermitteln , geht man folgendermassen vor:
(wie oben beschrieben , die Kurbelwelle auf T ausrichten )
Mit der Ratsche die Kurbelwelle etwas nach links und dann wieder nach rechts drehen . Währenddessen darauf achten , ob sich dabei die Kipphebel , in denen die Ventilspieleinstellschrauben sitzen , bewegen oder nicht .
Bewegen sie sich , hat man den falschen Totpunkt gefunden !!!
In diesem Fall die Kurbelwelle von der Markierung an eine volle Umdrehung drehen ( wieder auf Markierung stellen ) . Jetzt dürften sich die Kipphebel nicht mehr bewegen , wenn man die Kurbelwelle jetzt etwas nach links oder rechts dreht . Das ist der richtige Totpunkt !!!
Und hat man von vorneherein die richtige Stellung gefunden , ist sowieso alles im Lot .
● Jetzt geht es an das Einstellen des Ventilspiels !
Wenn man an der Einstellschraube zieht , kann man das Spiel in der Regel in den Fingern spüren (oder es schon kein Spiel mehr vorhanden , also allerhöchste Zeit zum Einstellen !!! ) .
Die Einstellschraube ist ein kleiner Vierkant , die Schraube wird mit einer Mutter gegen Verdrehen im Fahrbetrieb gesichert . Wenn man die Mutter gelöst hat , kann man durch Reinschrauben der Einstellschraube das Spiel verringern , durch Rausschrauben vergrössern . Den Vierkant kann man mit einer handelsüblichen Zange bewegen .
Es gibt hier zwei Einstellschrauben : Eine für das Einlassventil ( hier kommt das Kraftstoff-Luftgemisch in den Motor ) und eine für das Auslassventil ( hier gehen die verbrannten Abgase in den Auspuff ) .
Beide Schrauben müssen geprüft und ggf. eingestellt werden .
Hierzu wird die Fühlerlehre mit der passenden Dicke zwischen die Unterseite der Einstellschraube und das Ventil geschoben .
Das richtige Spiel hat man gefunden , wenn beim Rausziehen der Fühlerlehre ein LEICHTER Widerstand zu spüren ist . Das ist Gefühlssache .
Logisch , dass das Ventilspiel zu gross ist , wenn man die Lehre problemlos hin und herschieben kann und zu klein ist , wenn die Lehre garnicht oder nur mit Gewalt ( bitte nicht machen !!! ) dazwischengeht …
● Nach dem korrekten Einstellen des Spiels die Kontermutter wieder anziehen ( bitte nicht mit LKW-Drehmoment , sonst reisst sie ab ! ) und nochmal prüfen , weil sich die Einstellschraube gerne beim Festziehen der Kontermutter verdreht !!!
● Das war’s ! Alles wieder zusammenbauen und nach dem Warmlaufen des Motors ggf. die Leerlaufdrehzahl regulieren , wenn das Spiel stark verstellt war .

● Wir empfehlen die Kontrolle des Ventilspiels alle 5000km oder vorher , wenn der Motor stark im Ventiltrieb tickert oder sich das Startverhalten rapide verchlechtert hat .

Im Zuge einer Wartung sollte man natürlich auch alle 5000km bei überwiegendem Stadtbetrieb oder alle 10000km bei überwiegendem Landstrassenbetrieb die Variomatik prüfen .
Einen Keilriemenwechsel würden wir alle 15000km empfehlen .
Das Motoröl sollte alle 5000km oder einmal im Jahr erneuert werden .
Zusätzlich zur Ölablaßschraube haben Kymco-Viertakter auch einen Deckel unterhalb des Motors ( rechte Seite , 17er Schlüsselweite ) , unter dem sich das Ölfeinsieb befindet . Nach dem Ölablassen auch diesen Deckel einmal entfernen und das Sieb reinigen .
Vorsicht dabei : Der Deckel ist aus Aluminium , man sollte ihn mit einer vernünftigen Nuss mit Ratsche lösen , ansonsten hat man schnell den Sechskant ruiniert ! Dann hilft nur noch Aufmeisseln und Erneuern !
Das Getriebeöl sollte auch alle 5000km oder einmal im Jahr erneuert werden .
Die Wartung des Luftilters ist alle 5000km sinnvoll . Verschmutzte Papierfilter erneuern , Schaumstofffilter mit Benzin auswaschen , trocknen und wieder verwenden , wenn er nicht schon anfängt , auseinander zu fallen .
Wir wünschen viel Spass beim Schrauben !