meine Frau hatte die Idee, dieses Jahr mal einen "Motorradurlaub" in die Toscana zu machen. Nun, da konnte ich nicht wirklich widersprechen...

Hatte zwar etwas Sorgen bezüglich des Gepäcks, denn Seitentaschen wollte ich nicht...die SW ist vollbeladen mit Sozia und Gepäck eh schon sehr hecklastig, und wir wollten ja schon die Anfahrt als Urlaub sehen und auf Nebenstrassen fahren.
Unter die Sitzbank passt bei der SW eine mittlere Reisetasche und das 2-Helm-Topcase ist wie ein kleiner Koffer.
Den Tagesbedarf haben wir in einen mittelgroßen Wanderrucksack gestopft, den meine Frau abwechselnd auf dem Rücken und auf dem Bauch trug. Die Sitzbank der SW ist lang genug für 3, da war das problemlos möglich.
Vorteil: Größere Shoppingtouren mussten in diesem Urlaub leider ausfallen

Freunde von mir in der Toscana (zwischen Siena und Grosseto) haben mich schon lange zu einem Besuch eingeladen, dies wollten wir nun einlösen. Das kam uns sehr entgegen, denn ein Haushalt mit "Infrastruktur" am Ziel spart so einiges an Gepäck...
Da wir beide uns nicht sicher waren, ob uns die 500km bis dahin nicht zu weit sind, wollten wir einen kleinen Bogen über Ligurien fahren und die erste Etappe somit um 120km verkürzen.
Am Sonntag, 03.07. um 7 Uhr gings los.
Frühstückspause in Peschiera am Gardasee

Dann weiter durch die Poebene (extrem kurvenreich

Nach Parma geht es in den Appenin, endlich wieder Kurven!
Und die Landschaft wird allmählich "toscanisch", obwohl noch in der Emilia Romagna...

Auf der Passhöhe noch mal pausiert, dann gings abwärts richtung Meer!

Kurz vor La Spezia habe ich ein B&B gebucht, in ein "richtiges" Hotel wollte ich nicht, so verklebt und sparsam bepackt...
Das Quartier entpuppte sich als hervorragend, 2 Zimmer mit Familienanschluß und tollem Ausblick!


Es lag zwar in der Fußgängerzone, aber mit dem Roller konnte man direkt hinfahren. Konnte, nicht durfte...aber egal

Wir waren so früh dran, daß wir noch kurz ans Meer konnten und ein bischen durch La Spezia geschlendert sind


Am nächsten Tag wollten wir uns die Cinque Terre anschauen.
Ein Tipp unserer Wirtin, wir sollten keinesfalls Porto Venere auslassen, ein wunderschönes Städtchen auf einer Landzunge. Gesagt, getan, hat sich 100% gelohnt!



...und ja, wir waren nicht die Einzigen, die mit dem Roller da waren!


Weiter gings dann die Küste entlang richtung Cinque Terre...



Die Strasse ist wirklich traumhaft, die Ortschaften dagegen nicht besonders. Nicht anders wie am Gardasee, den Hype konnten wir nicht verstehen. Nachdem wir "Due Terre" von den 5 angeschaut hatten, verging uns die Lust auf die anderen drei und wir genossen lieber die tollen Ausblicke der Küstenstrasse.
Hundert Millionen Touristen in den Ortschaften. Vor Allem Amerikaner und Franzosen. Den typischen Sandalen-mit-Socken-Deutschen dagegen konnten wir kaum entdecken!

Dienstag gings dann an die letzten gut 200km ins "Hauptquartier".
Erst die Küstenstrasse runter bis Pisa, immer am Strand entlang. Genervt von den ewig roten Ampeln (die dort komischerweise auch von Rollern beachtet wurden, also habe ich mich mal besser angepasst...) beschlossen wir in Pisa ins Hinterland zu fahren, entgegen unserer Gewohnheit über die Schnellstrasse, die wir bei Pontedera wieder verließen.
Erst mal Wasser tanken, es war extrem heiss und die Schnellfahrt hatte uns regelrecht ausgetrocknet...

Erste Olivenhaine in Sicht...

...und auch die erste Bilderbuch-Fotokalender Zypressenallee ließ nicht lange auf sich warten!

Nach endloser (mit positiver Wertung!) Kurverei waren wir am Ziel, in Montieri, bei unseren Freunden. Montieri ist ein alter Bergbauort, meine Freunde haben sich dort ein 300 Jahre altes Bergmannhaus hergerichtet...wunderschön!

Mit Scooterparkplatz!


Die nächsten Tage verbrachten wir mit Faulenzen und Ausflügen. Erst nach Siena (die Bilder spare ich mir hier mal...) und immer wieder kleine Rundfahrten durch die Hügellandschaft und natürlich ans Meer.




Ich hatte die Toscana irgendwie überhaupt nicht als Badegegend auf dem Schirm, es gibt dort Sandstände wie aus dem Bilderbuch...meist nicht überlaufen und von einem Pinienwald begeitet, in dem man auch Schatten findet. Nach ein paar Komplimenten an die Parkwächter ("echt toll hier, sind extra aus Bozen gekommen, haben noch nie so einen tollen Stand gesehen" usw) finden die dann auch meist einen schönen Schattenparkplatz und vergessen dann zu kassieren...

Gefallen hat uns auch, daß die Gassen der Innenstädte nicht wie bei uns gesperrt sind, sondern daß man sie mit Motorrädern befahren darf.

So kann man sich auf den Fahren viele kleine Ortschaften anschauen, ohne immer alles ab- und wieder drauf zu rödeln! Sogar in Siena ließ man uns bis direkt vor die Piazza del Campo (da wo das Pferderennen stattfindet) fahren erst da war dann Schluß!
Aufpassen muß man nur mit den Entfernungen. Viel mehr wie 40km pro Stunde schafft man nicht. 100te Kurven und Schlaglöcher...muß man langsam angehen lassen. Wir hatten ja Zeit...
Am Sonntag gings dann wieder auf die Rückreise. Nachdem unsere hinterteile wider Erwarten nicht schmerzten, trauten wir uns, die 500km kompett durch zu fahren. Start um 6 Uhr morgens...
Abschied von den Bilderbuch-Fotokalender Zypressenallen...



Tolle Morgenstimmung!

Zurück gings die direkte Linie, also erst mal quer durch Florenz...Sonntag um acht aber halb so wild. Dann parallel zur Autobahn durch den Appenin.
Arrividerci...

Um Bologna rum haben wir uns dann das erste mal richtig verfranzt, sodaß wir schußendlich nach der Sonne navigiert haben...immer nach Norden. Irgenwann kommen dann wieder Schilder mit bekannten Ortschaften...
Ab Gardasee noch mal kurze Badepause eingelegt

Und bei Trient war meine Frau dann so müde, daß sie Angst hatte einzuschlafen (eigentlich ja ein Kompliment für meine Fahrweise


Gegen 7 waren wir dann wieder daheim! Gut 1600km in einer Woche.
War eine tolle Tour. Haben uns gefühlt wie in unserer Jugend...und haben 1000de Eindrücke mitbekommen, die wir im Auto nie erfahren hätten. Schon alleine die Gerüche...aber auch die Gespräche mit den verschiedensten Leuten, die einen meist ansprechen, wenn man in einer fremden Stadt etwas hilflos an der Kreuzung steht...
Da der Italiener ja gerne kommuniziert, bekommt man durch solche Zufallsbekanntschaften meist die besten Tipps für schöne Strassen, gutes Essen, schöne Strände usw.
Kann die Gegend wirklich empfehlen, ist von Kurven über Kultur, Landschaft und Strand für jeden etwas geboten!