Ein Rückblick ...
Verfasst: 26.11.2021, 13:05
2020 fing eigentlich ganz gut an . Kein sonderlich arktisches Wetter , ich hatte genug zu tun .
Irgendwann mal eine Meldung aus China in den Nachrichten , die einem so vorkam wie die Sache mit der Schweinegrippe , also eigentlich nichts dabei gedacht .
Damals mit H5N1 oder so haben mein Azubi und ich uns brav ümpfen lassen , lagen danach ein Wochenende flach und das wars dann .
Aber die Nachrichten wurden aber immer mehr .
Zwischenzeitlich belohnte sich meine jüngste Tochter nach dem bestandenen Abi mit einem Urlaub in Thailand . Erste Fotos kamen , Tempel , Strände , sie war glücklich .
Dann überschlugen sich die Ereignisse . Das , was in China auftrat , kam dank Flugverkehr jetzt postwendend nach Italien , Österreich , Deutschland .
Die Regierung schob Panik , wie bei einer bevorstehenden Zombie Apokalypse .
Deutsche wurden weltweit zurückgeholt , weil sich wohl anbahnte , dass der Flugverkehr eingestellt werden sollte , um weitere Ausbreitungen zu minimieren .
Meine Tochter kam mit dem allerletzten Flieger vorzeitig aus dem Urlaub , hinter ihr wurden die Flüge allesamt gestrichen .
Hierzulande ging es dann recht schnell . Masken , erst egal welche , dann immer spezifischer . Abstand halten , keine Umarmungen mehr , kein Händeschütteln .
Abschaltung der gesamten Gesellschaft . Arbeiten durfte man noch , wenn man das konnte und durfte , Millionen gingen in 100% Kurzarbeit .
Der Rest verschwand nach und nach im home office , nur die systemrelevanten Berufe durften weitermachen . Behörden wurden geschlossen .
Die Autobahnen waren leer . Der Spritpreis sank .
Das Einzige mal in meinen Leben bin ich 50km durchgehend Vollgas auf der Autobahn gefahren , es war keiner da .
Alles auf Eis gelegt . Nicht mal zusammen trinken oder grillen durftest du .
Im Sommer dann etwas Normalität . Man durfte wieder raus . Die Sonne schien . Wir fuhren Motorrad , genossen die Currywurst am Ring oder trafen uns wieder mit Freunden .
Es schien vorbei . Kurz und heftig .
Unsere Katzen kamen ….. 2020er Jahrgang . Was für eine Freude !
Dann wurde das Wetter schlechter und wie bei der jedes Jahr wieder kommenden Grippe kam auch etwas anderes wieder .
Wieder ging alles den Bach runter .
Alles zu , Flüge gestrichen , Urlaub weg . Balkonien war angesagt .
55.er Geburtstag ersatzlos gestrichen , ein Kerzchen auf dem Kuchen , das wars .
Das ging dann den ganzen Winter so . Zwischendurch wurde im Sommer die Mwst mal ein halbes Jahr gesenkt und brav zum Jahreswechsel wieder erhöht . Toll …
Dann wurde es wieder besser . Langsam kehrte wieder Normalität ein . Mit der Sonne wurde alles besser . Lustigerweise war die Grippewelle komplett ausgefallen .
Die Nachwirkungen kamen dann erst nach und nach .
Ersatzteile fehlten , dann Fahrzeuge , dann die Mikrochips , weil die Lieferketten zusammengebrochen waren .
Alles musste langsam wieder hochgefahren werden .
Wir haben damit gelebt , wie mit allem anderen auch .
Maske an und durch !
Unsere Katzen waren fleißig und haben Nachwuchs bekommen .
Zwei wunderbare Monate mit Gewusel in allen Ecken !
Inzwischen leben sie alle bei guten Freunden , die kitten ,man hat eine Whattsapp Gruppe und schickt sich täglich Fotos . Wunderbar !
Es war fast überstanden und inzwischen konnte man sich ja auch ümpfen lassen , ein Lichtblick , selbst , wenn es nur für das gute Gewissen ist .
Wir fuhren wieder Motorrad , wir flitzten mit dem Cabrio und Freunden um die Kurven , tranken abends gemeinsam ein kaltes Bier . Es wurde langsam wieder .
Dann kam die Flut .
Nichts war mehr wie zuvor .
Für uns war das Heimat . Für uns ist das immer noch Heimat .
Alles zerstört .
Es war schlimm .
Hier hatte ich nur 15 Eimer Wasser in der Werkstatt , nach zwei Stunden war alles wieder draußen . Zu Hause fiel dann abends der Strom aus und blieb eine Woche weg . Ein Aggregat hat uns hier Bequemlichkeit verschafft . In der Werkstatt waren 1 ½ Tage die Lichter aus . Als der Kompressor leer war , bin ich nach Hause gegangen und habe ein Bier getrunken .
Also alles Heulen auf hohem Niveau .
Aber nur 1km weiter war alles weg . Es war wie nach einem Bombenangriff .
Man kann es sich nicht vorstellen , wenn man es nicht selber gesehen , gerochen , gefühlt hat .
Wir sind drei Tage nach der Flut durch nicht endende Schleichwege über zerstörte Straßen und verbogene Brücken das erste mal im Ahrtal gewesen , das Auto bis oben hin voll mit Hilfsgütern . Für sonst 23 Minuten brauchten wir 5 Stunden und 160km .
Wir haben geholfen . Viele haben geholfen .
Alle waren solidarisch und halfen sich gegenseitig , es war wie eine große Familie , in all der unglaublichen , kaum zu erfassenden Zerstörung . Zum Heulen war einfach keine Zeit .
Ich habe eine Wasserversorgung aufgebaut , damit man Hochdruckreiniger nutzen konnte . Spendenaktionen ins Leben gerufen , die Menschen kamen aus meinem Wohnort und am Arbeitsort auch und spendeten , was das Zeug hielt .
So brachten wir vieles ins Tal , was wirklich gebraucht wurde .
Nicht Kleidung , sondern Benzin .
Weil es keine Tankstellen mehr gab .
Und keinen Strom .
Und die Aggregate für die Hochdruckreiniger und Pumpen brauchten Benzin .
Und Aggregate halt .
Und Hochdruckreiniger . Schläuche und Schlauchverbinder und Schlauchverteiler .
Und Handschuhe gegen den Dreck und gegen Verletzungen .
Und Handtücher . Desinfektionsmittel .
Und Schaufeln sowieso und Schubkarren. Besen und Panzertape .
Und Batterien für Taschenlampen .
Und Power Packs für die Handys und Werkzeug zum Reparieren ( hier der Dank an Würth für die Spende !!! ) .
Und soviel mehr , was einfach weg war oder dringend gebraucht wurde .
Kaputte Geräte konnte ich oft vor Ort reparieren oder ich nahm sie mit und machte sie in der Werkstatt neben dem Tagesgeschäft wieder fit .
Fahrzeuge kamen in die Werkstatt und auch die brachte ich wieder in Gang .
Zumindest in den ersten zwei,drei Wochen .
Ich habe mir etliche Schnittwunden eingefangen .
Eine Muskelverklebung im Unterarm , vom ewigen Anziehen der Aggregate .
Habe ich dann dank einer Kundin wieder auskuriert , die mich erfolgreich massiert hat .
Danke, Sumipatra !
Dann spendeten die Menschen Fahrzeuge .
Ich machte sie fit und verkaufte sie .
Arbeit für umsonst , Erlös ging bar an die Menschen , die alles verloren hatten .
Tränen flossen und man umarmte sich . Trotz Verbot .
So kamen einige Tausend Euro zusammen . Gut so . Es tat gut in all dem Leid .
Nach drei Wochen Dauerhilfe konnte ich nicht mehr schlafen. Nur noch mit Pillen . Es war einfach zu traumatisierend gewesen .
Ich harter Hund hätte nie gedacht , dass mich irgendwas mal so mitnehmen würde , so pragmatisch , wie ich bin .
Ich habe dann auch aufgehört , Maschinen zu zerlegen, weil jetzt nur noch fest gerostete Motoren kamen , wo Hopfen und Malz verloren war . Der Schlamm war wie Beton .
Ich musste auch mal wieder was Positives haben .
Ich habe mich wieder beruhigt .
Bin sogar mal Roller gefahren , mitten durchs Chaos , vier Wochen nach der Flut .
War dann ein schlafloses Wochenende , hatte mich wieder voll erwischt und mitgenommen . An vielen Stellen war es noch so wie am Tag danach .
Ich bin dieses Jahr nicht mehr dahin gefahren . War besser so . Die Wochen haben gereicht .
Heute Abend das erst mal seit langer Zeit , wir sind zu einem Dankesessen eingeladen . Ein Restaurant , das es nicht erwischt hat .
Die Ahr ist 50m vorher abgebogen …
Der Sommer war verregnet , die Arbeit ging weiter , die Materialknappheit auch . Wie oft musste ich Kunden sagen , dass z.Bsp, ein Reifen nicht lieferbar war . Oder auch eine Batterie oder ein Bremshebel . Fahrzeuge gab es eh nur noch mit viel Glück .
Wir haben Geduld .
Dann wurde das Wetter wieder schlechter und der ganze Dreck ging wieder von vorne los .
Es ist , als ob das Murmeltier wieder grüßt .
Hört es denn nie auf ?
Schon wieder ümpfen .
Ob es was bringt ?
Ich habe es einfach gemacht , alleine schon wegen der armen Kinder , die jetzt schon im zweiten Jahr maskiert ihr Leben fristen müssen .
Zuhause , neben Papa oder Mama im home office auf 60qm .
Es muss ja irgendwann mal aufhören.
Die Erwachsenen gehen anders damit um .
Mir graut davor .
Nein , nicht vor einem qualvollen Tod , sondern von einer kalten , separierten Gesellschaft , die sich gegenseitig zerfleischt .
Mir graut vor den traumatisierten Kindern .
Die sind für ihr Leben gezeichnet , wie unsere Vorfahren , die im Bunker sitzen mussten .
Was soll oder kann ich sonst machen ?
Gerade kommt schon wieder eine tolle Nachricht im Radio .
In Südafrika gibt’s was Neues , der Flugverkehr wurde eingestellt .
Hatten wir das nicht 2020 schonmal ?
Endlosschleife ?
Schon wieder Balkonien und eine einsame Kerze auf dem Kuchen zum 56. ?
Aber ….
Die Flut , so schlimm sie war , hat dagegen etwas Tolles hervorgebracht .
Solidarität !
Menschen halfen Menschen und man kannte sich nicht mal .
Alle haben ohne Diskussion geholfen .
Keine Masken , kein Abstand , Schweiß , Gebrüll und trotzdem kein superspreading event im Schlamm , mit den ganzen Mücken und toten Tieren .
Trotz all der Unkenrufe der Politik ist nichts passiert .
An der Ahr haben wir gesehen , dass wir selbst im schlimmsten, dunkelsten , tiefsten Tal zusammenhalten und allesamt überleben .
Ohne Politik
Ohne Verwaltung
Ohne Bürokratie
Ohne die Angst vor dem unsichtbaren Feind .
Wir haben das geschafft und dann werden wir den anderen Dreck auch irgendwann überstehen , denn der ist einfach nur überbewertet .
Das werden wir irgendwann erkennen .
Dauert noch etwas , aber es wird passieren .
Wenn wir dann , 2024 vielleicht , wieder in die Normalität zurückkehren , dann schauen wir zurück und sagen :
Ja , das waren ein paar Scheißjahre . Aber wir haben es geschafft .
Euch allen alles Gute !
Irgendwann mal eine Meldung aus China in den Nachrichten , die einem so vorkam wie die Sache mit der Schweinegrippe , also eigentlich nichts dabei gedacht .
Damals mit H5N1 oder so haben mein Azubi und ich uns brav ümpfen lassen , lagen danach ein Wochenende flach und das wars dann .
Aber die Nachrichten wurden aber immer mehr .
Zwischenzeitlich belohnte sich meine jüngste Tochter nach dem bestandenen Abi mit einem Urlaub in Thailand . Erste Fotos kamen , Tempel , Strände , sie war glücklich .
Dann überschlugen sich die Ereignisse . Das , was in China auftrat , kam dank Flugverkehr jetzt postwendend nach Italien , Österreich , Deutschland .
Die Regierung schob Panik , wie bei einer bevorstehenden Zombie Apokalypse .
Deutsche wurden weltweit zurückgeholt , weil sich wohl anbahnte , dass der Flugverkehr eingestellt werden sollte , um weitere Ausbreitungen zu minimieren .
Meine Tochter kam mit dem allerletzten Flieger vorzeitig aus dem Urlaub , hinter ihr wurden die Flüge allesamt gestrichen .
Hierzulande ging es dann recht schnell . Masken , erst egal welche , dann immer spezifischer . Abstand halten , keine Umarmungen mehr , kein Händeschütteln .
Abschaltung der gesamten Gesellschaft . Arbeiten durfte man noch , wenn man das konnte und durfte , Millionen gingen in 100% Kurzarbeit .
Der Rest verschwand nach und nach im home office , nur die systemrelevanten Berufe durften weitermachen . Behörden wurden geschlossen .
Die Autobahnen waren leer . Der Spritpreis sank .
Das Einzige mal in meinen Leben bin ich 50km durchgehend Vollgas auf der Autobahn gefahren , es war keiner da .
Alles auf Eis gelegt . Nicht mal zusammen trinken oder grillen durftest du .
Im Sommer dann etwas Normalität . Man durfte wieder raus . Die Sonne schien . Wir fuhren Motorrad , genossen die Currywurst am Ring oder trafen uns wieder mit Freunden .
Es schien vorbei . Kurz und heftig .
Unsere Katzen kamen ….. 2020er Jahrgang . Was für eine Freude !
Dann wurde das Wetter schlechter und wie bei der jedes Jahr wieder kommenden Grippe kam auch etwas anderes wieder .
Wieder ging alles den Bach runter .
Alles zu , Flüge gestrichen , Urlaub weg . Balkonien war angesagt .
55.er Geburtstag ersatzlos gestrichen , ein Kerzchen auf dem Kuchen , das wars .
Das ging dann den ganzen Winter so . Zwischendurch wurde im Sommer die Mwst mal ein halbes Jahr gesenkt und brav zum Jahreswechsel wieder erhöht . Toll …
Dann wurde es wieder besser . Langsam kehrte wieder Normalität ein . Mit der Sonne wurde alles besser . Lustigerweise war die Grippewelle komplett ausgefallen .
Die Nachwirkungen kamen dann erst nach und nach .
Ersatzteile fehlten , dann Fahrzeuge , dann die Mikrochips , weil die Lieferketten zusammengebrochen waren .
Alles musste langsam wieder hochgefahren werden .
Wir haben damit gelebt , wie mit allem anderen auch .
Maske an und durch !
Unsere Katzen waren fleißig und haben Nachwuchs bekommen .
Zwei wunderbare Monate mit Gewusel in allen Ecken !
Inzwischen leben sie alle bei guten Freunden , die kitten ,man hat eine Whattsapp Gruppe und schickt sich täglich Fotos . Wunderbar !
Es war fast überstanden und inzwischen konnte man sich ja auch ümpfen lassen , ein Lichtblick , selbst , wenn es nur für das gute Gewissen ist .
Wir fuhren wieder Motorrad , wir flitzten mit dem Cabrio und Freunden um die Kurven , tranken abends gemeinsam ein kaltes Bier . Es wurde langsam wieder .
Dann kam die Flut .
Nichts war mehr wie zuvor .
Für uns war das Heimat . Für uns ist das immer noch Heimat .
Alles zerstört .
Es war schlimm .
Hier hatte ich nur 15 Eimer Wasser in der Werkstatt , nach zwei Stunden war alles wieder draußen . Zu Hause fiel dann abends der Strom aus und blieb eine Woche weg . Ein Aggregat hat uns hier Bequemlichkeit verschafft . In der Werkstatt waren 1 ½ Tage die Lichter aus . Als der Kompressor leer war , bin ich nach Hause gegangen und habe ein Bier getrunken .
Also alles Heulen auf hohem Niveau .
Aber nur 1km weiter war alles weg . Es war wie nach einem Bombenangriff .
Man kann es sich nicht vorstellen , wenn man es nicht selber gesehen , gerochen , gefühlt hat .
Wir sind drei Tage nach der Flut durch nicht endende Schleichwege über zerstörte Straßen und verbogene Brücken das erste mal im Ahrtal gewesen , das Auto bis oben hin voll mit Hilfsgütern . Für sonst 23 Minuten brauchten wir 5 Stunden und 160km .
Wir haben geholfen . Viele haben geholfen .
Alle waren solidarisch und halfen sich gegenseitig , es war wie eine große Familie , in all der unglaublichen , kaum zu erfassenden Zerstörung . Zum Heulen war einfach keine Zeit .
Ich habe eine Wasserversorgung aufgebaut , damit man Hochdruckreiniger nutzen konnte . Spendenaktionen ins Leben gerufen , die Menschen kamen aus meinem Wohnort und am Arbeitsort auch und spendeten , was das Zeug hielt .
So brachten wir vieles ins Tal , was wirklich gebraucht wurde .
Nicht Kleidung , sondern Benzin .
Weil es keine Tankstellen mehr gab .
Und keinen Strom .
Und die Aggregate für die Hochdruckreiniger und Pumpen brauchten Benzin .
Und Aggregate halt .
Und Hochdruckreiniger . Schläuche und Schlauchverbinder und Schlauchverteiler .
Und Handschuhe gegen den Dreck und gegen Verletzungen .
Und Handtücher . Desinfektionsmittel .
Und Schaufeln sowieso und Schubkarren. Besen und Panzertape .
Und Batterien für Taschenlampen .
Und Power Packs für die Handys und Werkzeug zum Reparieren ( hier der Dank an Würth für die Spende !!! ) .
Und soviel mehr , was einfach weg war oder dringend gebraucht wurde .
Kaputte Geräte konnte ich oft vor Ort reparieren oder ich nahm sie mit und machte sie in der Werkstatt neben dem Tagesgeschäft wieder fit .
Fahrzeuge kamen in die Werkstatt und auch die brachte ich wieder in Gang .
Zumindest in den ersten zwei,drei Wochen .
Ich habe mir etliche Schnittwunden eingefangen .
Eine Muskelverklebung im Unterarm , vom ewigen Anziehen der Aggregate .
Habe ich dann dank einer Kundin wieder auskuriert , die mich erfolgreich massiert hat .
Danke, Sumipatra !
Dann spendeten die Menschen Fahrzeuge .
Ich machte sie fit und verkaufte sie .
Arbeit für umsonst , Erlös ging bar an die Menschen , die alles verloren hatten .
Tränen flossen und man umarmte sich . Trotz Verbot .
So kamen einige Tausend Euro zusammen . Gut so . Es tat gut in all dem Leid .
Nach drei Wochen Dauerhilfe konnte ich nicht mehr schlafen. Nur noch mit Pillen . Es war einfach zu traumatisierend gewesen .
Ich harter Hund hätte nie gedacht , dass mich irgendwas mal so mitnehmen würde , so pragmatisch , wie ich bin .
Ich habe dann auch aufgehört , Maschinen zu zerlegen, weil jetzt nur noch fest gerostete Motoren kamen , wo Hopfen und Malz verloren war . Der Schlamm war wie Beton .
Ich musste auch mal wieder was Positives haben .
Ich habe mich wieder beruhigt .
Bin sogar mal Roller gefahren , mitten durchs Chaos , vier Wochen nach der Flut .
War dann ein schlafloses Wochenende , hatte mich wieder voll erwischt und mitgenommen . An vielen Stellen war es noch so wie am Tag danach .
Ich bin dieses Jahr nicht mehr dahin gefahren . War besser so . Die Wochen haben gereicht .
Heute Abend das erst mal seit langer Zeit , wir sind zu einem Dankesessen eingeladen . Ein Restaurant , das es nicht erwischt hat .
Die Ahr ist 50m vorher abgebogen …
Der Sommer war verregnet , die Arbeit ging weiter , die Materialknappheit auch . Wie oft musste ich Kunden sagen , dass z.Bsp, ein Reifen nicht lieferbar war . Oder auch eine Batterie oder ein Bremshebel . Fahrzeuge gab es eh nur noch mit viel Glück .
Wir haben Geduld .
Dann wurde das Wetter wieder schlechter und der ganze Dreck ging wieder von vorne los .
Es ist , als ob das Murmeltier wieder grüßt .
Hört es denn nie auf ?
Schon wieder ümpfen .
Ob es was bringt ?
Ich habe es einfach gemacht , alleine schon wegen der armen Kinder , die jetzt schon im zweiten Jahr maskiert ihr Leben fristen müssen .
Zuhause , neben Papa oder Mama im home office auf 60qm .
Es muss ja irgendwann mal aufhören.
Die Erwachsenen gehen anders damit um .
Mir graut davor .
Nein , nicht vor einem qualvollen Tod , sondern von einer kalten , separierten Gesellschaft , die sich gegenseitig zerfleischt .
Mir graut vor den traumatisierten Kindern .
Die sind für ihr Leben gezeichnet , wie unsere Vorfahren , die im Bunker sitzen mussten .
Was soll oder kann ich sonst machen ?
Gerade kommt schon wieder eine tolle Nachricht im Radio .
In Südafrika gibt’s was Neues , der Flugverkehr wurde eingestellt .
Hatten wir das nicht 2020 schonmal ?
Endlosschleife ?
Schon wieder Balkonien und eine einsame Kerze auf dem Kuchen zum 56. ?
Aber ….
Die Flut , so schlimm sie war , hat dagegen etwas Tolles hervorgebracht .
Solidarität !
Menschen halfen Menschen und man kannte sich nicht mal .
Alle haben ohne Diskussion geholfen .
Keine Masken , kein Abstand , Schweiß , Gebrüll und trotzdem kein superspreading event im Schlamm , mit den ganzen Mücken und toten Tieren .
Trotz all der Unkenrufe der Politik ist nichts passiert .
An der Ahr haben wir gesehen , dass wir selbst im schlimmsten, dunkelsten , tiefsten Tal zusammenhalten und allesamt überleben .
Ohne Politik
Ohne Verwaltung
Ohne Bürokratie
Ohne die Angst vor dem unsichtbaren Feind .
Wir haben das geschafft und dann werden wir den anderen Dreck auch irgendwann überstehen , denn der ist einfach nur überbewertet .
Das werden wir irgendwann erkennen .
Dauert noch etwas , aber es wird passieren .
Wenn wir dann , 2024 vielleicht , wieder in die Normalität zurückkehren , dann schauen wir zurück und sagen :
Ja , das waren ein paar Scheißjahre . Aber wir haben es geschafft .
Euch allen alles Gute !