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Der IQ und die Steuer

Verfasst: 01.02.2018, 14:47
von Hamburgo
Moin Moin Gemeinde,

zunächst mal keine Sorge, es folgt jetzt hier kein Intelligenztest.

Da meine Kinder aus dem Haus sind, und Parkplätze in Hamburg eher
ein Problem als eine Selbstverständlichkeit sind, habe ich schon länger
über die Anschaffung eines wirklich kleinen Autos nachgedacht.

Mitte Januar war es dann soweit. Ich habe mir einen gebrauchten Toyota IQ
(EURO 4, EZ 2009, 68 PS, 998 ccm, CO2 99g/Km) angeschafft. Schönes Auto
übrigens. Gestern bekam ich meinen Kfz-Steuerbescheid und konnte es kaum
glauben. Die Jahressteuer beträgt tatsächlich nur 20 Euro.

Als ich den Steuerbescheid in meinem Fahrzeug-Ordner ablegte, fiel mein Blick
unwillkürlich auf den Steuerbescheid für meinen NDT 350i (EURO 4, EZ 2016,
28,8 PS, 321ccm, CO2 90g/Km). Für den zahle ich 23 Euro pro Jahr. :shock:

Wie geil ist das denn :?: Für meinen Roller, der weniger PS und Hubraum hat, weniger
Schadstoffe ausstößt und natürlich auch weniger Benzin verbraucht, zahle ich
mehr Kfz-Steuer als für mein Auto!? Es geht mir dabei weniger um die absoluten
Beträge, die ich bislang eigentlich auch nie richtig beachtet hatte. Die paar
Euronen sind mir wirklich egal.

Es geht mir dabei eher um das Prinzip. Da kann man mal sehen, was gute Lobbyarbeit
zustande bringen kann :!: Man stelle sich nur einmal vor, dass Mercedes und VW auch
Zweiräder bauen würden. Dann würden wir vermutlich alle steuerfrei unterwegs sein.

Kleiner Gag am Rande. Wenn mein IQ Baujahr 2014 wäre, würden Sie mir 28 Euro
Kfz-Steuer pro Jahr abverlangen. Versteh einer die Steuergesetze. :twisted:

Ich hab schon überlegt, ob ich mir noch zwei zusätzliche (Stütz)räder an den Roller
schrauben sollte, dann könnte ich den Roller einfach als Auto anmelden und die
"Steuerlast" würde vermutlich noch weiter sinken. :wink:

irritierte Grüße
Jörg

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 01.02.2018, 19:13
von Fipps
Setz dich mal mit der " Märchensteuer " auseinander - da kommst du aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus . :?:

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 01.02.2018, 21:35
von Shibuke
Ich als Finanbeamter kann nur sagen... Dafür das jeder Steuern zahlen muss sind Steuergesetze wirklich wahnsinnig undurchsichtig. Von richtiger Buchführung ganz zu schweigen.

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 01.02.2018, 23:03
von Fipps
Definiere mal " jeder " ! Sind das die großen US Firmen ? oder nur die ..........

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 02.02.2018, 06:30
von Shibuke
jeder ist jeder, wirklich jeder. Auch die großen US-Firmen. Klar benutzen die gerne legale, (aber auch illegale) Methoden um die Steuerlast zu senken. Das man sich darüber aufregt kann ich gut verstehen, da es dem "Normalo" natürlich unfair erscheint, wenn man so wenig zahlt. Die Sache ist das so wie jeder Steuern zahlt, auch jeder diese Methoden nutzen kann, nur steht der Aufwand dafür nicht in einem sinnvollen Verhältnis zur Ersparnis.

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 02.02.2018, 08:01
von MeisterZIP
War da nicht mal ein Herr Merz , der die Steuererklärung auf einem Bierdeckel machen wollte ?

Echt , das Steuersystem in Deutschland ist echt heftig . Ich merke das jeden Monat in der Buchhaltung ....

MeisterZIP

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 02.02.2018, 08:06
von Shibuke
Ja das System sollte es mal geben. Ich finde es auch unverschämt kompliziert. Es sollte zumindest einfacher bzw. logischer aufgebaut sein. Von ELSTER und dem Steuerbescheid mal ganz zu schweigen

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 02.02.2018, 08:18
von Hamburgo
Naja,

das Thema Steuern ist natürlich wirklich ein weites Feld. Sicher manchmal
auch ein eher undurchsichtiger Dschungel. Da sind wir Teutonen schon recht
reformhungrig und einfallsreich :!: Aber ich finde, dass ist doch ein guter
Grund auch mal etwas Stolz zu empfinden. :wink:

Nach meiner kurzen Recherche sind allein im letzten Jahr folgende Gesetzesinitiativen
im Bundestag verabschiedet worden bzw. in Kraft getreten:

- Gesetz zur Bekämpfung der Steuerumgehung und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften
- Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahren
- Gesetz zur Umsetzung der Änderungen der EU-Amtshilferichtlinie und von weiteren Maßnahmen
gegen Gewinnkürzungen und -verlagerungen
- Zweites Bürokratieentlastungsgesetz
- Gesetz gegen schädliche Steuerpraktiken im Zusammenhang mit Rechteüberlassungen

Die Liste ist sicher nicht vollständig, aber das ist wohl nicht so entscheidend. Immerhin
scheint man bemüht zu sein, dass für jeden was dabei ist. :D Und sein wir doch mal
ehrlich. Bierdeckelgesetz klingt doch auch irgendwie komisch. :lol:

Ich frag mich aber gerade wie der Dobrindt eigentlich dafür sorgen wollte, dass die
Maut bei keinem Teutonen zu einer Mehrbelastung geführt hätte? Das hatte er doch
mantraartig immer lauthals hinaus posaunt.

Die Jahresmaut sollte doch laut seinem Gesetzentwurf bei rund 130 Euro liegen, und wohl
irgendwie mit der Kfz-Steuer verrechnet werden. Hätte ich dann als Fahrer eines kleinen
Autos ein paar Rabattmarken für Weißwürste oder ähnliches bekommen sollen?

Oder hätte ich dann parallel zu meinem Lohnsteuerjahresausgleich noch eine weitere
Steuererklärung (natürlich unter Beifügung aller Tankbelege des Jahres), etwa den
Mautjahresausgleich einreichen sollen, damit die Maut dann mit der von mir übers Jahr
gezahlten Mineralölsteuer verrechnet werden kann?

Als Vorschlag für die Titulierung eines entsprechenden Gesetzentwurfes würde mir hierzu
folgendes einfallen:

Gesetz zur Rückführung überzahlter Mautbestandteile oder kurz GzRüM

Gruß
Jörg

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 02.02.2018, 15:02
von Fipps
Mit dem Stolz hapert es bei mir etwas . Und auch noch dafür, dass manche ihre Arbeit machen bzw nicht machen - wofür sie nicht schlecht bezahlt werden . Diese Stümperhaften Gesetze u. Vorlagen hätte man schon vor 10 Jahren beschließen können (vorbeugend ) .

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 02.02.2018, 16:44
von yager200
ich finde das deutsche steuersytem genial
jeder als lohn ausbezahlte € enthält 19%mwst.
selbst in schwarzarbeit sind die 19%enthalten.
ich weiß ich sollte nicht soviel rauchen wegen der tabaksteuer,
oder der hausgebrannte aus den früchten von meiner frau ihrem garten,
kostet das doppelte wegen der alkoholsteuer.
kfz - benzin - maut - sekt - lohn - einkommen - versicherungs -vergnügngssteuer usw.usw.
hilfe... hilfe ...wo sind meine betablocker. :twisted:

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 02.02.2018, 17:29
von Rick
Moin moin alle,

eine deutliche Vereinfachung der Steuergesetzgebung würde enorme Kosteneinsparungen seitens des Staates und der Wirtschaft bedeuten. Das hat der frühere Hamburger CDU Politiker Gunnar Uldall bereits lange vor Friedrich Merz aufgezeigt. Und ein solches Steuersystem erarbeitet, daß sogar umgesetzt worden ist. Und zwar sehr erfolgreich!

Allerdings nicht in Deutschland sondern in Kroatien ...

Grüße
Rick

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 02.02.2018, 18:06
von raptorsl
Hey Jörg.
Herzlichen Glückwunsch zu deinem Beinahe-Aston Martin 8) :D
https://de.wikipedia.org/wiki/Aston_Martin_Cygnet

Das Steuer-System ist mMn bewusst so kompliziert gehalten. Wenn jeder es uneingeschränkt verstehen würde, wie sollte ein Staat noch zu Geld kommen?
So scherzhaft das klingen mag, ich sehe das irgendwie tatsächlich so.
Warum sonst können wohl nur wirklich große Unternehmen das volle Potential nutzen, um sich an diesem Steuersystem "wohl zu tun"?
Unsereins hat, im Normalfall, weder das Know-How noch die Mittel um jedes mehr oder weniger legale Mittel zu nutzen und freut sich über die Kleinigkeiten, diese klitzekleinen Siege über das (Steuer-) System, wo man ihm ein paar Euronen zurückzahlt, oder erspart.

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 14.02.2018, 16:53
von tomS
Ja, das ist imho absichtlich kompliziert.
Bei der großen dummen Masse schöpft man ganz leicht an der Quelle ab und der befreundete VIP/CEO kann dank seiner Finanzberater sparen.

Zwar wächst die Steuer theoretisch monoton mit dem zu versteuernden Einkommen, aber praktisch ist die Steuer oft umgekehrt proportional zum tatsächlichen Vermögenszuwachs.
80 Mio Boni bekommen: 10000€ Steuerschuld.
40000€ malocht: 20000€ Steuerschuld.
(Übertrieben gesagt. Aber im Kern: Man muß nur wissen wie!)

(Aber da hat sich ja schon längst eine Marktnische für elektronische Berater entwickelt. Man darf nur nicht zu faul sein.)

Eigentlich darf ich gar nichts sagen, denn es müssen möglichst viele Menschen faul und dumm bleiben,
damit sich der Staat die Schlupflöcher für die VIPs (und berufliche Insider) leisten kann.

Re: Der IQ und die Steuer

Verfasst: 14.02.2018, 17:34
von Jäger
So lange die Masse "der schon länger hier Lebenden" glaubt, daß sich für sie persönlich - der Nachbar ist egal - ein Schlupfloch auftut und sie davonkommen würden - den Nachbarn kann es ruhig erwischen - so lange wird sie sich von Viehtreibern aus einem Pferch in den nächsten treiben lassen. (Natürlich) nicht bemerkend, daß die Pferche immer enger und die Zäune immer höher und fester werden.
Und natürlich bemerkt die Masse nicht - dafür sorgt Fußball, Mode, Fernsehen, ganz wichtige Promi-Nachrichten etc. - daß jeder weitere Pferch ein Stückchen näher am Schlachthof liegt.
Und deshalb läuft die Umverteilung von "fleißig" zu "reich" (siehe Andreas Popp/Wissensmanufaktur) ungehemmt weiter und der finale Schlachttag rückt näher ... ticktackticktack ...

... und der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht!