Ventilspiel Viertakter
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Ventilspiel Viertakter
Kurz gemacht :
Bauteile aus Metall dehnen sich aus , wenn sie erwärmt werden .
Deswegen ist auch bewusst etwas Spiel zwischen einem Ventil und seinem Betätigungsmechanismus .
Dazu kommt einsatzbedingter Verschleiß der Bauteile , die sich in den Baumaßen dadurch verändern können , was durch ein korrigiertes Spiel ausgeglichen werden kann .
Ist der Motor kalt , ist das Spiel höher und es kann durchaus ( Tickern ) zu einer anderen Geräuschkulisse als bei warmem Motor kommen .
Im Idealfall ist das Spiel bei warmem Motor null .
Das Ventilspiel ist nicht bei jedem Fahrzeug identisch , denn es gibt da viele Parameter , die das spezifische Spiel bestimmen :
- Art des verwendeten Stahls und damit sein spezifischer Ausdehnungskoffizient
- Art des Betätigungsmechanismus' ( Kipphebel , Schlepphebel , Stößel etc . )
- Qualität ( Fertigungstoleranzen ) der Bauteile
- Betriebsanforderungen an den Motor ( stationär , niedrig oder hoch drehend etc. )
- thermische Verfassung des Motors ( Kühlungsart , Einbauort )
Ist das Ventilspiel zu hoch , kann es durch Aufeinanderschlagen der Bauteile auch bei warmem Motor zu erhöhtem Verschleiß kommen . Zusätzlich ändern sich hier die Steuerzeiten und damit auch die einströmende Menge Gemisch minimal nachteilig , was zu einem Leistungsverlust führen kann .
Ist das Ventilspiel zu gering , kann es im warmen Zustand zu einem Spiel unter 0mm führen . Hierdurch ist das Ventil im unbelasteten Zustand nicht mehr durch die Ventilfedern im Ventilsitz gehalten . Die Folgen sind gravierend :
- Der Motor kann nicht mehr richtig bei der Verdichtung abdichten , Leistungsverlust und höhere Abgaswerte durch ausgedrücktes unverbranntes Gemisch , mögliche Nachverbrennung im Auspuff mit Schädigung des Kats .
- Das Ventil kann seine Wärme im Betrieb nicht mehr ausreichend an den Ventilsitz abgeben , hierdurch kann das Ventil verbrennen oder gar abreißen, was zu einem kapitalen Motorschaden durch Metallsalat führt .
- Der Schmierfilm zwischen Nockenwelle und Betätigungsmechanismus kann abreißen und die Bauteile beschädigen .
I.d.R. gibt der Hersteller ein Toleranzmaß vor , entweder als fixen Wert oder als MIN/MAX-Bereich .
Kymco als Beispiel schreibt bei fast allen Fahrzeugen ein Ventilspiel von 0,12mm für Einlass- und Auslassventil bei kaltem , stehendem Motor vor .
Das ist , wenn man die diversen Motoren betrachtet , bestimmt nicht überall das Optimum , aber hat sich als bester Kompromiss herausgestellt . Früher war besonders bei den kleinen Viertaktern eher 0,08 oder 0,10mm vorgeschrieben , was nicht zu kürzeren Wartungsintervallen , sondern auch zu Problemem mit der Dichtheit der Ventile geführt hat .
Andere Hersteller schreiben andere Werte vor , teilweise wird das Spiel sogar bei warmem oder gar bei laufendem Motor gemessen .
Es gibt sogar Motoren , an denen verschiedene Zylinder verschiedenes Ventilspiel haben müssen .
Hier denkt man wohl frei nach dem Motto : Lieber zuviel als zuwenig ....
Viele Hersteller geben auch ein größeres Ventilspiel beim Auslassventil ( AV )an . Ursache dafür sind die heißen Abgase , die das AV thermisch mehr belasten als das Einlassventil ( EV ) , das auch durch das im Verhältnis zum Abgas deutlich kühlere Ansauggemisch zusätzlich gekühlt wird .
Es ist also durchaus sinnvoll , das Ventilspiel gemäß den Herstellervorgaben bei den vorgeschriebenen Laufleistungen zumindest zu prüfen . Ist es gut , freut man sich , ist es falsch , freut man sich umso mehr , weil man es einstellen kann
Der interessierte Leser wird sich fragen , warum denn heutzutage nicht alle Motoren einen hydraulischen Ventilspielausgleich haben , den es ja gibt .
Hydraulisch bedeutet , dass der Betätigungsmechanismus unter Öldruck ( laufender Motor ) permanent in jedem Betriebszustand leicht auf den Ventilschaft drückt , also immer quasi null Spiel vorhanden ist . Kein Tickern , kein zu geringes Spiel ( denn würde der Öldruck fallen , würde sich das Spiel nur erhöhen ) .
Die Ursache hierin ist vielschichtig :
- Mehr Bauteile , geringere Fertigungstoleranzen , kostet also mehr
- Mehr Baubreite , besonders bei Mehrzylindern problematisch
- Hochwertiges Öl und geringere Wechselintervalle erforderlich
- nicht so drehzahlfest , weil das Öl durchaus aufschäumen kann ( dadurch sinkt der Druck )
- anfällig gegen Verschmutzungen
- die Werkstätten verdienen weniger ( meines Erachtens nach das Hauptargument )
MeisterZIP
Bauteile aus Metall dehnen sich aus , wenn sie erwärmt werden .
Deswegen ist auch bewusst etwas Spiel zwischen einem Ventil und seinem Betätigungsmechanismus .
Dazu kommt einsatzbedingter Verschleiß der Bauteile , die sich in den Baumaßen dadurch verändern können , was durch ein korrigiertes Spiel ausgeglichen werden kann .
Ist der Motor kalt , ist das Spiel höher und es kann durchaus ( Tickern ) zu einer anderen Geräuschkulisse als bei warmem Motor kommen .
Im Idealfall ist das Spiel bei warmem Motor null .
Das Ventilspiel ist nicht bei jedem Fahrzeug identisch , denn es gibt da viele Parameter , die das spezifische Spiel bestimmen :
- Art des verwendeten Stahls und damit sein spezifischer Ausdehnungskoffizient
- Art des Betätigungsmechanismus' ( Kipphebel , Schlepphebel , Stößel etc . )
- Qualität ( Fertigungstoleranzen ) der Bauteile
- Betriebsanforderungen an den Motor ( stationär , niedrig oder hoch drehend etc. )
- thermische Verfassung des Motors ( Kühlungsart , Einbauort )
Ist das Ventilspiel zu hoch , kann es durch Aufeinanderschlagen der Bauteile auch bei warmem Motor zu erhöhtem Verschleiß kommen . Zusätzlich ändern sich hier die Steuerzeiten und damit auch die einströmende Menge Gemisch minimal nachteilig , was zu einem Leistungsverlust führen kann .
Ist das Ventilspiel zu gering , kann es im warmen Zustand zu einem Spiel unter 0mm führen . Hierdurch ist das Ventil im unbelasteten Zustand nicht mehr durch die Ventilfedern im Ventilsitz gehalten . Die Folgen sind gravierend :
- Der Motor kann nicht mehr richtig bei der Verdichtung abdichten , Leistungsverlust und höhere Abgaswerte durch ausgedrücktes unverbranntes Gemisch , mögliche Nachverbrennung im Auspuff mit Schädigung des Kats .
- Das Ventil kann seine Wärme im Betrieb nicht mehr ausreichend an den Ventilsitz abgeben , hierdurch kann das Ventil verbrennen oder gar abreißen, was zu einem kapitalen Motorschaden durch Metallsalat führt .
- Der Schmierfilm zwischen Nockenwelle und Betätigungsmechanismus kann abreißen und die Bauteile beschädigen .
I.d.R. gibt der Hersteller ein Toleranzmaß vor , entweder als fixen Wert oder als MIN/MAX-Bereich .
Kymco als Beispiel schreibt bei fast allen Fahrzeugen ein Ventilspiel von 0,12mm für Einlass- und Auslassventil bei kaltem , stehendem Motor vor .
Das ist , wenn man die diversen Motoren betrachtet , bestimmt nicht überall das Optimum , aber hat sich als bester Kompromiss herausgestellt . Früher war besonders bei den kleinen Viertaktern eher 0,08 oder 0,10mm vorgeschrieben , was nicht zu kürzeren Wartungsintervallen , sondern auch zu Problemem mit der Dichtheit der Ventile geführt hat .
Andere Hersteller schreiben andere Werte vor , teilweise wird das Spiel sogar bei warmem oder gar bei laufendem Motor gemessen .
Es gibt sogar Motoren , an denen verschiedene Zylinder verschiedenes Ventilspiel haben müssen .
Hier denkt man wohl frei nach dem Motto : Lieber zuviel als zuwenig ....
Viele Hersteller geben auch ein größeres Ventilspiel beim Auslassventil ( AV )an . Ursache dafür sind die heißen Abgase , die das AV thermisch mehr belasten als das Einlassventil ( EV ) , das auch durch das im Verhältnis zum Abgas deutlich kühlere Ansauggemisch zusätzlich gekühlt wird .
Es ist also durchaus sinnvoll , das Ventilspiel gemäß den Herstellervorgaben bei den vorgeschriebenen Laufleistungen zumindest zu prüfen . Ist es gut , freut man sich , ist es falsch , freut man sich umso mehr , weil man es einstellen kann
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Re: Ventilspiel Viertakter
Danke Meister Zzip, das war hilfreich.
Downtown 350i 35.000 km und
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Re: Ventilspiel Viertakter
Subber Meister, das ist jetzt aber auch für jeden verständlich.
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Re: Ventilspiel Viertakter
Chapeau! Chapeau! Das ist wahrlich eine richtig gute, korrekte und leicht verständliche Abhandlung zum Thema Ventile/Ventileinstellungen.
Dem Meister sei dafür herzlichst gedankt!
Dem Meister sei dafür herzlichst gedankt!
Roller Grüßle vom Robo
„Du musst die Veränderung sein, die Du dir von der Welt wünschst.“ (Mahatma Gandhi)
Kymco Like LX 200i weiß/blau 2014; Faco Sturzbügel hi.; Kymco Sturzbügel vo.; Puig Windshield Traffic; Tempomat;
Shido Battery LTX9-BS LION;
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Re: Ventilspiel Viertakter
Besser kann man es nicht erklären...!
Gruss,
Rolf
Gruss,
Rolf
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Re: Ventilspiel Viertakter
Super erklärt, vielen Dank!
Gruß Armin
Kymco liebt Dich
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