Mythos Ferrari....
Begründet durch wunderschöne Autos; auf wie neben der Strasse.
Wer erinnert sich nicht gerne an die 250er-Baureihe mit all seinen Ablegern oder dem legendären 156 Dino, Spitzname Sharknose. Diesen Beinamen verdankte er dem sehr speziellen Design der Fahrzeugfront. Es war das erste Mal, dass Ferrari dem klassischen Frontmotordesign abschwörte und auf das von britischen Hinterhofrennställen entwickelte Mittelmotorkonzept wechselte. Wie noch oft in der Geschichte der Scuderia sollte ein solcher Sinneswandel baldigst den nächsten WM-Titel einbringen. In diesem Fall in Person des Amerikaners Phil Hill, der allerdings nicht mit dem späteren britischen WM-Gewinner Graham Hill verwandt war.
Phil Hills Titel wiederum kam nur durch den schweren und tödlichen Unfall des hier bereits erwähnten Wolfgang Graf Berghe von Trips zustande, der ansonsten der erste deutsche Formel1-Weltmeister gewesen wäre.
Wie kommt es eigentlich, dass ich mich immer wieder in Nebenthemen verliere?
Das nächste Mal, dass sowas passierte war Mitte der 70er und Niki Lauda der Profiteur dieser Einsicht.
Die Sensation an dem Auto 312T war wohl das quer verbaute Getriebe was weitreichende Vorteile bei der Abstimmung mit sich brachte. In Nikis Händen, der dafür bekannt war ein Auto bis zur Perfektion auf seine Bedürfnisse trimmen zu können ein absolut schlagender Trumpf.
Auch das vorletzte Auto aus der Baureihe 312, der T4, besass eine, jedoch anderswo bereits verwendete, Innovation. Es war Ferraris erstes Ground Effect-Car.
Im Einführungsjahr wurde Jody Scheckter damit Weltmeister. Was damals keiner ahnte, ahnen konnte. Es sollte für sehr lange Zeit der letzte Ferrari-Titel sein.
Die Anpassung an neue Trends gelang nicht mehr in dem Maße wie früher. Dazu kam noch der Starrsinn des großen Chefs und vor allem der verpasste Trend der Anpassung an die Neuzeit. Rennställe wie McLaren und Williams hatten die Nase auch deswegen vorn, weil sie moderne Standards bei Fertigung und Kontrolle einsetzten.
Da reichte dann alle motorische Überlegenheit nicht mehr. Das Team war sozusagen veraltet. Man versuchte es mit der Verpflichtung grosser Namen und behielt dabei nicht im Auge, dass es mittlerweile ein echter Team Sport geworden war.
Nigel Mansell, Alain Prost, Gerhard Berger, Michele Alboretto....
Das waren alles keine Nasenbohrer, sondern wirklich gute Rennfahrer. Alain Prost hatte zu der Zeit schon drei WM-Titel eingefahren, Nigel Mansell kam ebenfalls als Weltmeister zu den Roten. Alle wollten sie mit der "Grande Dame" des Formelsports ihre Karriere krönen, in dem sie dieses Team zum Weltmeister machten.
Doch das war unmöglich!!!
Wurde das Team vom Starrsinn Enzo Ferraris gebremst, so waren die ständigen Wechsel der Rennleiter der absolute KO.
Schliesslich entschied sich der neue Boss Lucaa di Montezemolo nach endlosen Wechseln zur Verpflichtung eines kleinen Franzosen, der mich immer ein klein wenig an Napoléon erinnert, und gab ihm zum einen die geforderte freie Hand beim Aufbau des Teams und vor allem die nötige Zeit!
Er fing klein an. Erst wurde das Team umgekrempelt, jedem wurde eine Eigenverantwortung und gleichzeitig auch eine gewisse Sicherheit anerzogen.
Danach zog er nach und nach die notwendigen Ingenieure zusammen, damit das Team eine starke Basis bekam. Anschliessend wurden Führungskräfte gesucht und erst dann kam der eigentliche Umbau der Fahrzeugphilosophie. Der Zwölfzylinder, leistungsmäßig sehr wohl überlegen, aber sein Durst verlangte zu viele Kompromisse, wurde ins Museum geschickt und der erste Zehnzylinder wurde ge- bzw verbaut.
Im gleichen Atemzug verpflichtete man zwei neue Fahrer.
Den amtierenden Doppel-Weltmeister und einen treuen Wasserträger. Michael Schumacher und Eddie Irvine. Zu ersterem muss man nichts schreiben, aber speziell wenn man sich das Rennen in Japan aus dem Jahr 1997 anschaut weiss man, dass der Titel Wasserträger für Mr Irvine etwas ungerecht ist. Natürlich hat er auch schwache Rennen abgeliefert, aber dieses zeigt eindeutig, dass man den Mann vermutlich oft genug unterschätzt hat; namentlich die mentale Stärke die es braucht, wenn man immer nur der zweite Sieger sein darf.
Immerhin hat er sich das aber wohl gut bezahlen lassen und ist 1999 immerhin als Vizeweltmeister bei Ferrari abgetreten.....vor Michael Schumacher, der verletzungsbedingt ja nicht die ganze Saison fuhr.Von 2000-2004 kamen wohl die erfolgreichsten Jahre der Scuderia 10 Titel (5 Fahrer-, 5 Konstrukteurs Titel) plus der Team Titel aus dem Jahr 1999 werden wohl so schnell nicht wiederholt.
Erst recht aktuell nicht! Daran ändern auch die beiden Superfahrer im Cockpit nichts, denn, und somit kommen wir dann endlich mal zum eigentlichen Thema, Ferrari selbst ist mal wieder in Aufruhr.
L. d. Montezemolo kokketiert öffentlich mit seinem Verlassen des Unternehmens. Vorher schmeisst er seinen langjährigen Rennleiter raus und setzt wie oben erwähnt einen ahnungslosen an dessen Stelle. Völlig klar, dass solche Possen bei den emotionalen Italienern Spuren hinterlässt. Jedes Jahr ohne zählbaren Erfolg lädt mehr Druck auf das Nationalheiligtum Ferrari, doch einen besonnenen Mann wie Stephano Domenicali zu feuern war der falsche Weg. Er hat nicht ganz das Charisma eines Jean Todt, aber war eindeutig dessen Schüler, da er nie zum Aktionismus neigte.
Über den richtigen Weg lässt sich streiten, dennoch ist es grundverkehrt, wenn ein Fahrer sogar seinen obersten Dienstherren aushebeln kann.
Oder wie muss man es verstehen, wenn ein Fernando Alonso, bei allem Respekt vor seinen fahrerischen Qualitäten, "Nestbeschmutzung" begeht, dann erst gemaßregelt wird und schliesslich doch von LdM die Absolution erhält?
Dies zeigt auch den Unterschied zu Schumacher. Dieser hätte Ferrari oder dessen Chefetage nie öffentlich angegriffen. Beide Seiten, Chefpilot und Chefetage haben sich immer mit Respekt behandelt, Probleme wurden intern besprochen. Einzig die Nr2-Fahrer sorgten immer für Aufruhr. So konnte man in Ruhe arbeiten und entwickeln, denn die Problem wurden gelöst, nicht angeprangert.
Btw.....
Das ist auch der Grund warum sich meiner Meinung nach RedBull wieder berappeln wird!
Ich hab schon wieder den eigentlichen Gedanken verlassen
Ferrari und der Wandel der Zeit.
Wie bereits von Ulrich festgestellt ist Ferrari eine Firma, die durch den Rennstall geführt und auch am Leben erhalten wird.
Dabei müsste doch dann auch auffallen warum das Design der Autos heute ist wie es nun mal ist. Die Kundschaft verlangt nach der Nähe zum Rennsport und da ist es nun mal so, dass nackte, kalte und klare Linien bestimmend sind. Für Sentimentalitäten ist da kein Platz und würde man einen F1-Ferrari des "Cavallino Rampante", also des springenden Pferdes und des "Rosso Corsa" also des Rennrots berauben, wer würde diesen dann noch als Ferrari erkennen?
NIEMAND!!!
Gleiches gilt für die Motoren. Die jedoch in sofern eine gewisse Eigenständigkeit behalten, als das sie vor allem im Gegensatz zur aktuellen Formel1 weiter mit der Zylinderzahl protzen dürfen. Dort werden nämlich ausschließlich 8 und 12-Ender verbaut.
Aber auch bei Ferraris Strassenfahrzeugen scheint die Moderne Einzug zu halten. Man betrachte den neuen "LaFerrari". Sehen wir mal von der sehr fragwürdigen Namensgebung ab, folgt dieses Auto eben einem Trend bei Supersportwagen; dem Hybridantrieb. Als weiteres Beispiel sei hier der Porsche 918 zu nennen.
Ich persönlich sehe das mit einer gewissen Skepsis und auch Fragwürdigkeit. Und zwar in sofern als dass diese zusätzliche Drehmomentpower des an gekoppelten E-Antriebs zwar vorzüglich geeignet sein mag, um Drehmomentschwächen auszubügeln, aber ansonsten?
Ist das nicht eher eine Pseudo-Lösung um den Superreichen dieser Welt die Gelegenheit zu geben einen auf ökologisch korrekt zu machen?
Fortschritt, Sport, Entwicklung und auch die Verbundenheit an alte Werte sind Dinge, die nicht bzw nur sehr schwer in Einklang zu bringen sind.
Jeder muss selbst wissen wie viel wovon er bevorzugt. Denn alles unter einen Hut gab es nur ein mal und das ist rund 60 Jahre her....