Septembertage in Levico Terme.

Kymcos Flaggschiff hat hier seinen Platz . Komm rein !
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Rainer G.
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Septembertage in Levico Terme.

Beitrag von Rainer G. »

Angefangen hat alles damit, dass ich 2014 meinen 27 Jahre alten Honda Helix verkauft habe. Nun musste was Neues her. Da mir der Helix mit maximal 110 km/h immer ein bisschen zu langsam war, dachte ich an einen 400er. Als ich dann aber recht günstig an einen Myroad, 3200 km Laufleistung kam, konnte ich nicht widerstehen.

Jetzt konnte ich endlich einen lange gehegten Traum ins Auge fassen. Ich wollte schon immer mal in den Dolomiten, wo ich im Winter zum Skifahren war, mit dem Roller über die Berge fahren.
Nun begannen die Vorbereitungen. Ich suchte zuerst mal einen Mitstreiter, den ich in einem Freund aus Dresden fand, der wiederum einen weiteren Freund hatte, der auch gleich begeistert war. Als Zeitraum hatten wir uns die Woche vom 19.9. bis zum 26.9.2015 ausgesucht. Ca. 20 km von Trient entfernt, in Levico Terme, fanden wir ein Hotel, das sich auf Motorradfahrer, Mountainbiker und Wanderer spezialisiert hat. Wir waren total positiv überrascht. Wirklich humane Preise, ein super hilfsbereites und freundliches Personal, eine kostenlos nutzbare Garage für bis zu 180 Motorräder und Roller, eine nahezu perfekte und frei nutzbare Werkstatt. Die Zimmer waren gut ausgestattet und das Essen war ausgezeichnet. Herz was willst du mehr?!

Im Zeitraum Frühling bis Sommer 2015 machte ich mich daran, den Myroad zuverlässig tourentauglich zu machen. Zuerst habe ich ein Schloss und eine 12V-Steckdose, zum Handy aufladen, in das Handschuhfach im Beinschild eingebaut. Die Steckdose unter dem Sitz war mir zu unpraktisch. Ich kaufte das neue Motorradnavi vonTOMTOM, Rider 400 und das neue Cardo Scala Rider Packtalk, zur Verständigung untereinander, während der Fahrt. Das Packtalk wurde in die Helme eingebaut und das TOMTOM-Navi habe ich in der Mitte des Lenkers positioniert.

Nun musste das Navi mit den fünf, von mir ausgearbeiteten Tagestouren gefüttert werden. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich raus hatte, wie ich die Touren ins Navi reinbekam. Es ist schon eine tolle Sache, wenn man unterwegs nicht mehr auf die Karte sehen muss, wo es lang geht, sondern das Navi über die Kopfhörer ansagt, wie der Weg verläuft. Man muss bedenken, dass die Touren ja nur theoretisch auf der Karte ausgearbeitet wurden, ohne dass je vorher einer von uns diese Wege in natura gefahren wäre.

Im Juli kam dann von unserem 3. Mitfahrer die Nachricht, dass sein Vater verstorben war, er sich nun erst mal um seine pflegebedürftige Mutter kümmern muss und darum leider nicht mitfahren kann. Wir haben noch versucht, einen anderen 3. Mann zu finden, aber so kurzfristig war das dann nicht mehr möglich, so dass wir nun nur noch zu zweit waren.

Anfang August bestellte ich dann die Dr. Pulley-Rollen, -Gleitstücke und die Hit-Kupplung. Anfang September hatte ich dann den Werkstatttermin für die Jahresinspektion, den Einbau der Pulley´s und der Kupplung, den Wechsel der Kerzen in Iridiumkerzen, das Aufziehen der Heidenaureifen, nachdem ich den Myroad habe ablasten lassen und den vorsorglichen Austausch der CPS-Sensoren. In der Werkstatt wurde dann festgestellt, dass man die falsche Kupplung geschickt hatte. Es war die Kupplung für den BMW-Roller. Die alte Kupplung musste wieder eingebaut werden, da die richtige Kupplung nicht mehr rechtzeitig kam. Leider ist das einer der Schwachpunkte des Myroad, aber glücklicher Weise hat sie jaulend durchgehalten (nach der Rückkehr ist dann die neue Hit-Kupplung eingebaut worden, jetzt ist alles super).

Am Freitag, dem 18.September, gegen 11:00 Uhr fuhr ich mit dem Myroad, und meine Frau mit dem Auto und meinem Gepäck, von Berlin nach Dresden. Dort wartete mein Freund schon mit einem VW-Transporter T5 in Langausführung. Seine 1000er KTM war schon aufgeladen. Zwei Helfer waren da, um den Myroad in den T5 zu verladen. Gut, dass wir die lange Ausführung des T5 hatten. In die Normale Ausführung hätte der 2,35m lange Myroad nicht gepasst. Die Ladefläche ist nur 2,30m lang.

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Am Samstag früh ging es dann endlich richtig los. Aber schon am ersten längeren Berg kam die Ernüchterung. Der T5 quälte sich mit max. 60 km/h den Autobahnberg hoch. Mein Freund meinte völlig konsterniert „ich geb´ schon Vollgas". Der T5 hatte nur einen 86 PS Saugdiesel drin und musste ca. 3 Tonnen schleppen. An einigen Steigungen, wie am Irschenberg und am Brenner waren sogar nur noch 40 km/h drin. Aber im Laufe der ca. 850 km lernten wir, uns in Geduld zu üben. Nach 11 Stunden hatten wir unser Ziel erreicht.

Erster Tag vor Ort:
Am Sonntagmorgen musste erst mal ausgeladen werden. Da die 292 kg des Myroad zu zweit nicht zu bewältigen sind, halfen uns zwei nette Biker, die gerade ihre Tour starten wollten. In 3 Min. war der Myroad draussen. Die Scheibe und die Spiegel waren schnell wieder montiert. Mit der KTM, die viel leichter ist, kamen wir zu zweit zurecht. Nachdem wir uns umgezogen und das Navi aufgesteckt hatten, konnte es endlich los gehen. Aber schon nach wenigen hundert Metern wartete die erste Überraschung auf uns. Wir wollten tanken. Was wir aber nicht wussten war, dass es in Italien an den Tankstellen kaum noch Kassen und Kassierer gibt. Man muss vor dem Tanken Geldscheine in den Automaten stecken und kann dann die entsprechende Menge Sprit in den Tank füllen. Aber wieviel Sprit passt rein? Da der Automat keine Münzen annimmt, kann man nur sehr schlecht dosieren. In den nächsten Tagen haben wir dann aber ein gewisses Gefühl dafür entwickelt. Für den ersten Tag hatten wir uns erst mal eine etwas kleinere Tour von ca. 170 Kilometern ausgesucht. Die Sache mit dem vorgefütterten Navi klappte super. Es führte uns problemlos über die vorgeplante Route. Da wir beide das erste Mal mit einem Zweirad in den Bergen waren, liessen wir es erst mal gemütlich angehen, um uns einzurollern. Die Eingewöhnung ging dann aber ziemlich schnell. Auf dem ersten Pass, dem Passo Xomo, erwartete uns eine herrliche Aussicht und eine Erfrischung in der Passgaststätte. Da Sonntag war, war erstaunlich viel los. Wochentags soll es dort ziemlich leer sein.

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Dann ging es weiter ins nächste Tal und zum nächsten Pass, dem Passo Borcola, hoch. Auf der Abfahrt verschwand mein Freund plötzlich aus dem Rückspiegel und aus dem Kopfhörer erklang seine Stimme, „der Motor ist aus und die rote Kontrollleuchte ist angegangen". Also, umgedreht und nach der nächsten Ecke stand er dann mit ratlosem Gesicht. Es war sehr schnell klar, die Batterie war leer, aber warum? Das Starthilfekabel wurde rausgeholt und gestartet. Wir kamen keine 500 Meter weiter und der Motor war wieder aus. Folglich wurde die Batterie von der Lichtmaschine nicht mehr geladen. Also, Batterie abgeklemmt und an meinem Myroad bei laufendem Motor 45 Min. geladen. Die Batterie wurde wieder eingebaut. DieTour haben wir hier abgebrochen, um auf dem kürzesten Weg wieder zum Hotel zurück zu kommen. Wir hatten etwa 2/3 der geplanten Tour hinter uns. Aber ein Höhepunkt erwartete uns noch. Der Kaiserjägerweg lag noch vor uns. Eine von den Österreichern im ersten Weltkrieg gebaute Nachschubverbindung nach Süden, eine sehr schmale Strasse, die heutzutage asphaltiert ist und eine Tourismusattraktion par excellence. Es war die Hölle los. Aber die Ausblicke in das Val Sugana, auf den Lago Caldonazzo und den Lago di Levico entschädigten für alles und werden uns lange in Erinnerung bleiben.

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Von dort war es dann nur noch ein Katzensprung bis zu unserem Hotel in Levico. Dort angekommen, wurde die Batterie sofort an ein Ladegerät gehängt und über Nacht aufgeladen.

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Beim Abendessen überlegten wir uns dann, wie es weitergehen soll.

Nachdem wir am nächsten Morgen feststellen mussten, dass der defekte Regler, weder in Österreich bei KTM, noch in der italienischen KTM-Zentrale, innerhalb der nächsten Woche, zu bekommen sein würde, kauften wir eine zweite Batterie, die unter meiner Sitzbank während der Fahrt mitgeladen wurde. Wenn dann nach ca. 50 km die eine Batterie in der KTM leer war, tauschten wir die Batterien und fuhren weiter bis die nächste Batterie wieder leer war und immer so weiter.

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Am zweiten Tag fuhren wir über Rovereto hoch zum Monte Baldo, der sich auf der Ostseite des Gardasees parallel zu diesem befindet. Bei Caprino ging es dann wieder runter nach Torri del Benaco, am Gardasee, wo schon die Fähre auf uns wartete, um auf die andere Seite des Sees, nach Toscolano-Maderno, zu kommen.

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Nun ging es auf der westlichen Uferstrasse wieder nach Norden. Kurz hinter Gargnano fuhren wir dann wieder rauf in die Berge, über Tignale, Sermerio, Pregasio, nach Pieve, mit herrlichen Blicken, von oben über den Gardasee. Jetzt ging es wieder hinunter zur Uferstrasse, durch die wildromantische Brasaschlucht. Ein atemberaubendes Erlebnis. Als wir dann in Riva, am oberen Ende des Gardasees ankamen, mussten wir uns entscheiden, die ursprünglich geplante Tour hier abzubrechen und uns auf den Rückweg zum Hotel zu machen. Eigentlich hatten wir noch vor zum Lago di Ledro hoch zu fahren und später von Arco über die Berge nach Trient zu kommen. Die vielen Batteriewechsel hatten uns aber sehr viel Zeit gekostet. Wir waren dann gerade noch rechtzeitig zum Abendessen im Hotel.

Der dritte Tag:
Durch die Erfahrungen des gestrigen Tages entschlossen wir uns, die heutige Tour wesentlich kürzer zu gestalten, als geplant. Wir fuhren von Trient nach Norden bis Salurn und dann über die Südtiroler Weinstrasse, durch die Weinorte, Margreid, Kurtatsch und Tramin, bis nach Kaltern. Dann ging es hinauf zum Mendelpass und noch ca. 4 km eine kleine Strasse zum Monte Penegal. Von dort hat man einen wunderschönen Ausblick über den vorgelagerten Höhenzug mit den kleinen Montiggler Seen, bis nach Bozen – normaler Weise. Aber wir guckten ziemlich verdutzt, als wir zum Aussichtspunkt kamen. Unter uns hatte sich in kurzer Zeit eine dichte Wolkenschicht gebildet und zu sehen gab es nichts mehr. Also blieb uns nichts anderes übrig, als enttäuscht den Rückweg anzutreten. Als wir wieder im Hotel waren, erfuhren wir, dass für den nächsten Tag, Mittwoch, Dauerregen angesagt war. Also entschlossen wir uns, dann mit der Bahn nach Venedig zu fahren. An der Rezeption erhielten wir alle Informationen über Fahrscheinkauf, Umsteigebahnhof und Abfahrtzeiten.

Der vierte Tag:
Nach gut zwei Stunden Fahrzeit kamen wir in Venedig an. Leider auch hier ziemlich unangenehmer Regen. Wir kauften uns ein Tagesticket der Verkehrsbetriebe von Venedig und ein Regencape, fuhren zum Marcusplatz und wanderten, immer noch im Regen, zur Rialtobrücke.

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Der Spass hielt sich in Grenzen. Aber plötzlich, gegen 14:00 Uhr, hörte der Regen auf und der Himmel wurde heller. Jetzt sah die Welt schon wieder viel freundlicher aus. Der Entschluss war schnell gefasst, mit der Linie 5 die gesamte Insel zu umrunden. Leider hatten wir vorher nicht erkannt, dass die Linie 5 auch noch nach Murano fuhr, was zur Folge hatte, dass wir zu spät zu unserem Zug kamen und den nächsten nehmen mussten. Aber zum Abendessen im Hotel haben wir es dennoch gerade so geschafft.

(Leider gelingt es mir nicht weitere Bilder beizufügen. Deshalb teile ich hier den Reisebericht. Der zweite Teil folgt anschliessend. Ich hoffe, dass ich dann wieder Bilder beifügen kann)
Rainer G.
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Beitrag von Rainer G. »

Der Reisebericht, Teil 1 und Teil 2, sollte eigentlich in die Rubrik "Rollerreisen, Erfahrungsberichte". Kann man die noch dahin verschieben?
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