Variomatik , Wandler und Kupplung ...

Hier stehen wichtige Infos über grundlegende Funktionen eurer Fahrzeuge : Aufbau und Funktion von Bauteilen , dazu die dementsprechenden Fragen und Antworten . Bitte gleitet hier NICHT in's OT ab , es soll sachlich bleiben !
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MeisterZIP
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Variomatik , Wandler und Kupplung ...

Beitrag von MeisterZIP »

Die Variomatik befindet sich bei den meisten Rollern auf dem linken Kurbelwellenstumpf ( in Fahrtrichtung gesehen ) und ist maßgeblich daran beteiligt , die Übersetzung zum Hinterrad den Drehzahlen des Motors anzupassen . Sie besteht aus zwei schrägen Laufflächen , zwischen denen die Flanken des Antriebsriemens laufen .

Die äußere Lauffläche ist die vordere äußere Riemenscheibe , die innere Lauffläche ist das Variomatikgehäuse .
Die Riemenscheibe ist fest mit der Kurbelwelle verbunden , das Variomatikgehäuse zwar kraftschlüssig , aber verschiebbar montiert . Bei Bauteile drehen sich also kraftschlüssig mit der Kurbelwelle !

Im Prinzip muss man sich das so vorstellen wie beim Fahrrad und einer Kettenschaltung , nur halt stufenlos .

Stellen wir uns mal eine 21Gang Schaltung vor : 3 Zahnkränze vorne , 7 hinten , ergibt 3x7=21

Fährt man los , möchte man dies ja mit möglichst geringem Kraftaufwand machen , oder ? Also macht man dies im ersten Gang , vorne kleinstes , hinten größtes Zahnrad . Genauso ist es bei der Variomatik und den hinteren Wandlerscheiben .
Im Leerlauf oder bei Beginn der Beschleunigung liegt der Riemen vorne ganz innen , also in einem kleinen Durchmesser , zwischen den Riemenscheiben . Hinten am Wandler dagegen ist der Riemenradius jetzt maximal , also wie beim Fahrrad auf dem größten Zahnkranz .

Der Unterschied zwischen der Kettenschaltung und der Variomatik besteht in der stufenlosen Übersetzungsänderung bei der Variomatik .

Beim Fahrrad muss man schalten , also die Übersetzung verlängern , wenn man eine gewisse Drehzahl der Tretkurbel ( beim Roller Kurbelwelle ) erreicht hat , sonst würde der Fahrer mit dem Treten nicht mehr nachkommen :lol: . So wechselt er in den nächsten höher liegenden Gang .

Die Variomatik macht dies auch , damit der Motor nicht überdreht wird

Hier besteht aber der zweite zentrale Unterschied zwischen Kettenschaltung und CVT-Antrieb :
Schaltet man beim Fahrrad beispielsweise vorne ein Zahnrad hoch ( größerer Umfang , wird die Kette ja eigentlich durch den größeren durchlaufenen Radius vorne ein Problem bekommen , denn hinten ist ja immer noch das große Zahnrad eingelegt . Da die Kette nicht aus Gummi ist , muss es einen Längenausgleich geben , der befindet sich beim Fahrrad unterhalb der hinteren Zahnkränze , also im kraftlosen Bereich .

Man kann also beim Fahrrad jeden Gang fahren ( logisch ...) wobei sich natürlich einige Gänge von der Übersetzung her ähneln , denn man hat ja besagten Längenausgleich , weil die Kette ja kraftschlüssig an die Zahnräder gebunden ist .

Beim CVT-Antrieb ist das aber anders . Der Riemen überträgt seine Kraft nicht wie eine Kette , sondern reibend durch seine Flanken auf die schrägen Scheiben des An/Abtriebs . Ein Längenausgleich wäre nicht möglich , weil der Riemen sofort auch auf der angetriebenen ( oben laufenden ) Seite seine Spannung verlieren und rutschen würde .

So arbeitet das CVT-Prinzip damit , den Längenausgleich zu kompensieren , indem sie die hinteren Antriebsscheiben immer genausoviel auseinander bewegen , wie sich die vorderen Scheiben zusammen ziehen . Der Abstand zwischen Drehpunkt der Variomatik und den hinteren Wandlerscheiben ist ja fix und der Riemen auch hier nicht aus Gummi . Daher : Radius vorne klein , hinten automatisch groß . Vorne mittel , hinten mittel , vorne groß , hinten klein , immer richtig ...

Beim Fahrrad müsste man hierzu permanent OHNE Längenausgleich vordere und hintere Zahnkränze so kombinieren , dass der Abstand der Zahnraddrehpunkte von einander immer identisch wäre , bei einer gleichen Spannung . Das geht nicht ...

Um den Riemen ausreichend an die Steigscheiben ( so nennen sie die schrägen Flächen , wo der Riemen läuft ) zu drücken , damit er nicht durch rutscht , werden die hinteren Steigscheiben mittels einer dicken Feder zusammen gedrückt , das ist die Gegendruckfeder . So wird im Ruhezustand ( und im Leerlauf ) der Riemen automatisch hinten nach außen gedrückt , dadurch vorne die Riemen auf den kleinsten Radius nach innen gezogen , aöso quasi erster Gang .

Wie kommt es aber jetzt dazu , dass sich die vorderen Steigscheiben wieder zusammen schieben , um die Übersetzung zu vergrößeren ?

Dafür befinden sich im Variomatikgehäuse die sagenumwobenen Variomatikrollen . Die Rollen laufen auf schrägen Rampen ( sehen so aus wie Miniaturrampen für Skater ...) . Im Ruhezustand sind die Rollen ganz unten . Dreht sich jetzt die Kurbelwelle , werden die Rollen ja im Kreis gedreht und er entstehen Fliehkäfte , die Rollen wollen nach außen . Sie rollen also die Rampen hoch .
Jetzt kommt's : Auf den Rollen liegt eine Stahlplatte , die in der Variomatik selber verschiebbar geführt ist . Die Führung der Platte geschieht durch kleine Kunststoffgleiter .
Dreht sich also die Kurbelwelle , gleiten die Rollen nach aussen , drücken gegen die Platte . Die Platte aber kann nicht weiter nach innen Richtung Motor von den Rollen gedrückt werden , die Kurbelwelle hat dort einen Anschlag . Naja , und wenn der Föster nicht zum Wald geht , muss halt der Wald zum Förster ... Die Platte bleibt , wo sie ist , aber die Rollen drücken dagegen , so gibt das Variomatikgehäuse nach und verschiebt sich nach außen , gell ? Da aber auf der anderen Seite die äußere Riemenscheibe fest ist , ändert sich dadurch der Abstand der beiden Steigscheiben zu einander , es wird weniger . Dadurch wird jetzt der Riemen auf den schrägen Laufflächen nach außen gedrückt , die Übersetzung wird jetzt erhöht , man schaltet hoch ,und zwar stufenlos . Der größere Radius wird durch einen kleineren Radius hinten ausgeglichen . Das Variomatikgehäuse läuft dabei axial ( also raus und rein ) verschiebbar auf einer Metallhülse , der Variomatilaufbuchse .

Man sieht : Die Fliehkäfte der Variomatikrollen müssen die Kraft der Gegendruckfeder überwinden , um die Übersetzung zu variieren .

- Aufgabe der Variomatikrollen : Änderung der Übersetzung

- Aufgabe der GDF : Riemen auf kraftschlüssiger Spannung halten und die Rollbewegung der Rollen zu kontrollieren .

- Aufgabe der Variomatiklaufbuchse : Führung des Variomatikgehäuses auf der Kurbelwelle , ggf . Aufnahme einer Drossel ( hierzu weiter unten )

- Aufgabe der Gegendruckplatte : sie stellt den Anschlag für die Rollen dar , damit diese das Variomatikgehäuse verschieben können .

- Aufgabe der Gleitstücke : Sie ermöglichen eine reibungsarme Führung der Gegendruckplatte in der Variomatik beim Verschieben durch die Rollen

Kommen wir zu den Variationen :

Macht man die Rollen leichter , sind weniger Fliehkräfte vorhanden , man braucht also mehr Drehzahl , um die Rollen zu bewegen und damit die Übersetzung zu verlängern . Das kann man sich so vorstellen , also ob man länger im 1.Gang fährt .
Damit wird i.a. der Anzug verbessert , weil der Motor damit schneller in den Drehzahlbereich kommt , in dem er seine maximale Leistung abgibt .

So kommt es auch sehr selten vor , dass man schwerere Rollen einbaut , denn diese lassen den Motor ja schneller "hochschalten" , sind also einem besseren Anzug im Weg . Der einzige Grund für schwerere Rollen ist halt ein allgemein niedriges Drehzahlniveau und damit verbunden vielleicht ! ein etwas geringerer Verbrauch .

Warum werden also häufig zu schwere Rollen vom Werk her eingebaut , wenn dies einem guten Anzug eher abträglich ist ? Ganz einfach , esgeht um die Geräusche . Schwerere Rollen , schneller in hohe Übersetzung , ist der Roller beim Beschleunigen leiser . Das ist alles ...

Das Anzugsverhalten kann man aber nicht nur durch leichtere Variomatikrollen , sondern auch durch eine Gegendruckfeder mit einer anderen Federhärte verändern . Auch hier gilt wieder : Höhere Drehzahlen sind das Ziel : Insofern kann man bei Verwendung einer "härteren" Gegendruckfeder den gleichen Effekt wie mit leichten Rollen erzielen . Durch die höhere Federkraft braucht man höhere Drehzahlen , um die Übersetzung zu vergrößern .

So kann man beides durchaus kombiniert einsetzen , man braucht halt nur die richtige Mischung ...

Es gilt allgemein : Den besten Anzug hat man , wenn der Motor ziemlich schnell aus dem Leerlauf in den Drehzahlbereich kommt , wo er am meisten Kraft hat und dort während der Änderung der Übersetzung durch den CVT-Trieb bleibt , bis seine maximale Übersetzung erreicht wird , danach gibt es nur noch eine Erhöhung der Geschwindigkeit durch weiter ansteigende Drehzahlen der Kurbelwelle .

Kommen wir jetzt zu dem dritten Bauteil , was für einen sauberen Anzug und ein gutes Beschleunigungsverhalten verantwortlich ist , die Kupplung .

Vom Namen her erklärt sich der Sinn : Die Kupplung stellt das Bindegleid zwischen Antrieb und Hinterrad dar . Ist die Kupplung aktiviert , wird die Kraft auf die Strasse geleitet .
Roller haben bei einem CVT-Antrieb grundsätzlich eine drehzahlgesteuerte Fliehkraftkupplung , ganz im Gegensatz zu den meisten Motorrädern , wo man die Arbeit der Kupplung manuell über einen Hebel selber bewerkstelligen muss .
Im Prinzip halte ich es eher für sinnvoll , einen CVT-Antrieb mit einer manuellen Kupplung zu verbinden , weil man damit in das Verhalten der Kupplung bei jedem Kuppelmanöver eingreifen kann . Dies aber erfordert etwas Fingerspitzengefühl , und da wir ja beim Roller eine mehr oder weniger narrensichere Bedienung haben wollen , greift man hier auf die fliehkraftgesteuerte Variante zurück . die auch deutlich einfach aufgebaut und somit preiswerter ist ...

Startet man den Motor , so ist die Kraftverbindung zum Hinterrad ja unterbrochen , sonst würde man bei einem kräftigen Anlasser direkt mit dem Fahrzeug nach vorne hüpfen , und das wollen wir nicht . Der Riemen läuft schon zwischen den Steigscheiben .

Der Aufbau der Variomatik wurde ja oben schon beschrieben , jetzt widmen wir uns der hinteren Wandlereinheit .

Diese besteht aus den beiden hinteren Steigscheiben , der Gegendruckfeder und der Kupplung . Dreht sich die Kurbelwelle , dreht sich auch die komplette hintere Wandlereinheit durch den sich bewegenden Riemen . Die Kupplung dreht sich also jetzt auch schon !

Die Reibbeläge der Kupplung sind dabei an der Außenseite der Kupplungsgrundpltte angebracht , die ganze Sache sieht also aus wie ein flacher Zylinder , mittels einer großen Mutter mit den Wandlerscheiben verbunden .
Die Reibbeläge sind einseitig drehbar gelagert , die andere Seite mittels einer kleinen Feder mit der Grundplatte verbunden .
Dreht sich also die Kupplung , entstehen hier genauso wie bei den Variomatikrollen Fliehkräfte . Würden die Federn ( auch Kupplungsfedern genannt , bitte nicht mit der Gegendruckfeder verwechseln ! ) nicht sein , so würden bereits im Leerlauf die Beläge nach außen gedrückt . Da das ja nicht der Sinn der Sache ist , halten die Federn die Beläge bei diesen Drehzahlen noch zurück .

Erhöht man jetzt die Drehzahl , übersteigen die Fliehkäfte langsam sie Federkraft und die Beläge kippen langsam nach außen . Dabei wird deren Oberfläche gegen eine Metallglocke gepresst , die Kupplungsglocke .
Die Glocke wieder ist mit der Eingangswelle des Getriebes verschraubt , das wiederum ist fix mit demHinterrad verbunden .
Durch steigende Drehzahlen beim Gas geben wird also mehr oder weniger stufenlos die Kraft des Motors an das Hinterrad weitergeführt . Gibt man genug Gas , packt die Kupplung 100% und die Kraft wird komplett weiter gegeben ( wir lassen jetzt mal Reibungsverluste außen vor ... ) .

Wie schon beim Zusammenspiel der Variomatikrollen und der Gegendruckfeder ist es auch hier sinnvoll , dass die Kupplung erst dann komplett packt , wenn die Drehzahl des Motors hoch genug ist , um möglichst seine maximale Leistung abzugeben . Sind die Federn also schwach , packt die Kupplung recht früh und der Roller fährt bei niedrigen Drehzahlen los , weniger Geräusche sind dabei ein Grund für schwache Federn , die werksseitig eingebaut werden .

Benutzt man dagegen härtere Federn , so wird die Kupplung erst bei höheren Drehzahlen packen , der Motor kann also aus dem Stand erstmal hoch genug drehen , um in seinem optimalen Leistungsbereich zu kommen .

Wie schon geschrieben , optimal ist folgende Zusammensetzung : Harte Kupplungsfedern , die den Motor erstmal ohne Kraftübertragung hoch drehen lassen . Dann leichte Rollen , um weiterhin eine anfangs hohe Drehzahl und eine kurze Übersetzung beim Beschleunigen zu ermöglichen , dies ggf. kombiniert mit einer harten Gegendruckfeder .
Dies auf einander abzustimmen ist halt die Kunst ...

Würde man also harte Federn nehmen , dreht der Motor beim Beschleunigen erstmal hoch , kombiniert das dann mit schweren Rollen , bricht die Leistung schlagartig zusammen , weil die Übersetzung beim Packen der Kupplung bereits durch die ausgefahrene Variomatik viel zu groß ist . Man stelle sich das vor wie ein Auto , was im 3.Gang bei viel Drehzahl und schleifender Kupplung zum Losfahren bewegt werden soll , das ist Mist .
Andersherum ist das genau so : Sind die Rollen zu leicht und/oder die Gegendruckfeder zu hart , dreht der Motor zwar schön hoch , wenn die Kupplung packt , aber danach ändert sich die Übersetzung zu langsam in den längeren Bereich . Man bleibt also zu lange im 1.Gang , um das mal symbolisch zu sagen .

Das alles ist auch eine Gratwanderung : Leichte Rollen lassen ja durch die anfangs kurze Übersetzung die hintere Wandlereinheit langsamer drehen , als weniger Fliehkraft . Weniger Fliehkraft wiederum braucht dann höhere Drehzahlen , um die Kupplung packen zu lassen .

Man sieht , eine optimale Abstimmung ist gar nicht so einfach , besonders dann nicht , wenn passende Alterntivbauteile schlecht zu bekommen sind . So kann man zwar häufig bei den Variomatikrollen experimentieren , aber Gegendruckfedern oder Kupplungsfedern sind besonders bei hubraumstärkeren Fahrzeugen selten zu bekommen und oft nicht von anderen Fahrzeugen adaptiv zu benutzen .

Dazu kommt noch , dass JEDES Fahrzeug eine Eigendynamik hat . Minimale Toleranzen lassen die eine Kupplung früher , die andere später packen , was zu gewaltigen Unterschieden im Beschleunigungsverhalten führen kann .
So gibt es Kupplungen , die äußerlich vollkommen intakt sind , aber einfach eine Kombination beim Reibwert mit der Glocke haben . Effekt ist ein ruppiges Packen der Kupplung , also nicht fließend , sondern ruckartig . Manchmal reicht auch etwas mangelnde Schmierung zwischen den hinteren Steigscheiben , dass sich diese nicht leichtgängig verschieben können , und zack , ist das Beschleunigungsverhalten stufig oder gar begrenzt .
Genauso geht es , wenn die Variomatikrollen verschlissen sind : Die Übersetzung kann verringert werden , wenn die Rollen kleiner oder kantig geworden sind , im schlimmsten Fall kann auch eine zerbröckelte Rolle die ganze Variomatik blockieren , sodass keine Übersetzungsänderung passiert und/oder der Motor in einer langen Übersetzung anfahren muss , Dies erhitzt dabei auch noch die Kupplung übermäßig , was zu einem Ausfall der Kupplung und/oder einer verzogenen Glocke führen kann , was wiederum ein ruppiges Anfahren verursacht .
Bei einer blockierten Übersetzungsänderung auf EINER Seite , also blockierte Variomatik oder blockierte hintere Wandlerscheiben geschieht kein Längenausgleich des Riemens , wodurch dieser zu sehr gedehnt wird und reissen wird .

Übrigens gab es mal eine interessante Alternative , ein Chinaroller der ersten Generation , Mitte der 90er , der Mulan .

Es gab eine Fliehkraftkupplung im Ölbad ( das "Variomatikgehäuse" war mit Öl gefüllt ... , angetrieben wurde ohne Variomatik , einfach mit einer Kette zum Hinterradgetriebe . Es gab also keine variable Übersetzung , durch die seeehr lange schleifende Kupplung kam das Fahrzeug dann in Schwung . Eine einfache und effektive Art der Umsetzung , allerdings ohne Tuningpotential und permanent undicht ... Die Höchstgeschwindigkeit war ca 35-40 , mehr war nicht drin .
Aber das nur am Rande , bitte keine Kommentare hierzu ...

MeisterZIP
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mopedfreak
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Beitrag von mopedfreak »

Hallo Meister,

hast Du eine erklärung für folgendes Phänomen?

- Wenn ich längere zeit schneller fahre, z.B. Autobahn, so fühlt sich die Kupplung hinterher sehr weich an, also ob auf einmal härtere Federn eingebaut wären, bzw. die Kupplung verölt ist. Die Anfahrdrehzhal steigt um bis zu 1500 u/min an. Das habe ich aber bei beiden Roller, Satelis und Yager GT.
Mit der zeit im Stadverkehr legen sich die hohen Anfahrdrehzahlen wieder.

Auf der BAB belaste ich doch die Kupplung nicht, die sollte doch 100% greifen, oder rutscht die permanent immer etwas durch?

Viele Grüße, Alex
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Dirk
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Beitrag von Dirk »

mopedfreak hat geschrieben: Auf der BAB belaste ich doch die Kupplung nicht, die sollte doch 100% greifen, oder rutscht die permanent immer etwas durch?
Das ist nicht ausgeschlossen. Die Serienkupplungen sind nunmal mechanisch nicht die absolut massivsten und exaktesten Produkte. (Nicht von ungefähr gibt es von verschiedenen Herstellern qualitativ bessere Alternativen) Es kann Vibrationen geben, die den vollständigen Kontakt zwischen Belag und Glocke immer wieder mal reduzieren. Du wirst auf der Autobahn auch nicht pausenlos Vollgas geben, sondern immer wieder mal die Drehzahl etwas reduzieren, was sofort den Druck der Beläge auf die Glocke reduziert. Ein richtiges Rutschen wirds zwar auch nicht sein, das würdest du noch stärker spüren. Vielleicht sind deine Beläge dadurch etwas verglast, ein wenig anrauen wirkt oft Wunder. (Ursache dafür ist auch wiederum ein häufiges oder langes schleifen der Beläge und dadurch bedingt starke Erhitzung)

Wenn du härtere Kupplungsfedern einbauen würdest, bekämst du ein härteres Einkuppeln, da es durch die notwendige höhere Drehzahl etwas später erfolgt. Das aber ist eher das Gegenteil von einem "weichem Einkuppelgefühl".
Grüße vom Bodensee! Dirk
mit Myroad 700i, TechPulley FR26g, Gleitstücke, HIT Kupplung

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Frank67
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Beitrag von Frank67 »

Sorry, aber das mit dem härteren Einkuppeln durch härtere Kupplungsfedern kann ich so nicht bestätigen. Zwar kuppelt der Motor später ein, aber auch nicht härter, als zuvor.
Wenn man meint, dass er härter einkuppelt... Wozu hat man einen Gasgriff? => Zum Dosieren des Gases und somit der Motordrehzahl! :wink:


Aus eigener Erfahrung kann ich noch zu dem Beitrag von MeisterZIP sagen, dass man mit der Gegendruckfeder (GDF) einen Grobabgleich machen kann und die Gewichte dann zum Feinabgleich nimmt, um das optimale Verhältnis aus Beschleunigung und Endspeed zu erlangen.

Ich kann natürlich auch den Abgleich übertreiben... Dann habe ich zwar einen Top Anzug, aber ich erreiche keine hohe Topspeed, da die Vario nicht mehr weit genug verschalten kann.
Also Vorsicht: immer in kleineren Schritten testen oder sich Rat von den Leuten holen, die bereits Erfahrungen haben.

Zusätzlich muß ich noch anmerken, dass zu geringe Druckkräfte auf den Riemen dazu führen, dass der Riemen zu sehr schlupfen kann. Schlupfen heißt, dass die Drehzahlen von Riemen und Riemenscheiben nicht 1:1 sind, sondern das antreibende Element etwas schneller, als das abtreibende Element dreht. z.B. 1:0,98 Umdrehungen
Also bedeutet ein zu großer Schlupf einen höheren Riemenverschleiß.
Ein zu großer Schlupf entsteht dann, wenn die Gewichte der Vario-Rollen und somit deren Fliehkräfte zu Klein werden, um genug Anpressdruck zu erzeugen.
(Hier kommt also wieder das Gleichgewicht aus den Fliehkräften der Vario-Rollen und dem Druck/der Härte der GDF zum Tragen)

Wegen der Einkuppeldrahzahl sollte man aber auch aufpassen: Diese sollte nie über der Drehzahl des Schaltbeginns der Vario liegen!
Optimal ist ein "Abstand" der Drehzahlen für Einkuppeln und Schaltbeginn der Vario.


Der Meister hat natürlich Recht, wenn er sagt, dass der Abgleich nicht so einfach ist und das man keine festen Werte ansetzen kann.

Der Abgleich sollte außerdem nach den individuellen Bedürfnissen des jeweiligen Fahrers erfolgen, wie auch auf dessen hauptsächliches Streckenprofil (kürzer* für überwiegend Stadtverkehr und/oder bergige Region, länger** für überwiegend "Überland" und oder ebene Strecken)

* kürzer = späterer Schaltbeginng => Mehr auf Durchzug -also höhere Drehzahlen- getrimmt
** Länger = früherer Schaltbeginn => mehr auf niedrige Drehzahlen, als auf Durchzug getrimmt.
Zuletzt geändert von Frank67 am 12.05.2011, 11:13, insgesamt 1-mal geändert.
Gruß Frank

Was ist Elektrizität?

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Beitrag von mopedfreak »

Huhu,

mir geht es nicht um andere Federn oder Variorollen, sondern um das Phänomen, das der Roller nach Autobahnetapen, egal wie lang, beim nächsten losfahren sich erst mit deutlich höheren Drehzahlen in bewegung setzt. Dabei fährt der Roller furchtbar lahm los, wie als wäre Öl auf den Belägen, was aber def. nicht ist.

Viele Grüße, Alex
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Beitrag von MeisterZIP »

Diese Aussage widerspricht sich aber .. Wenn die Drehzahlen höher sind , dann kuppelt die Kupplung später ein , und höhere Drehzahlen sind beim Anfahren eher besser als schlechter ..

Der Reibwert eine Kupplung ändert sich schon mit ihrer Betriebstemperatur , nur ist dies minimal , unabhängig vom Fahrzeugtyp .
Ich möchte hier auch keine großartige Diskussion starten , weil hier nur Grundlagen erörtet werden sollen ...

MeisterZIP
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